5.
S. 234 1. So steht in dem Evangelium nach Markus geschrieben. Und in all den anderen anerkannten1 Evangelien ist vielleicht zwar hin und wieder eine kleine Änderung in den Worten, aber alle zeigen den gleichen, übereinstimmenden Sinn. 2. Wir müssen aber genau wissen, daß der Heiland die Seinen nie in Menschenweise, sondern immer mit göttlicher und geheimnisvoller (mystischer) Weisheit lehrt, und darum dürfen wir seine Worte nicht in fleischlicher Weise2 auffassen, sondern müssen den in ihnen verborgenen Sinn mit dem dazu nötigen sorgfältigen Nachdenken zu erforschen und zu verstehen suchen. 3. Denn auch die Worte, die von dem Herrn selbst den Jüngern ganz eindeutig gesagt zu sein scheinen, erfordern, wie es sich zeigt, wegen des überschwenglichen Maßes der in ihnen enthaltenen Weisheit auch jetzt noch nicht weniger, sondern noch mehr Nachdenken als die in Rätselform gesprochenen Worte. 4. Wenn aber auch die Worte, die von ihm seinen nächsten Jüngern und eben denen, die von ihm Kinder des Himmelreiches genannt worden sind,3 gedeutet zu sein scheinen, noch mehr Nachdenken erfordern, dann darf man doch gewiß diejenigen Worte nicht oberflächlich mit den Ohren aufnehmen, die so einfach ausgesprochen zu sein scheinen, daß die Hörer nicht einmal eine Frage darüber stellten, die aber für das ganze Endziel, nämlich unsere Erlösung, von Bedeutung sind, deren Verständnis jedoch durch die wunderbare und überhimmlische Tiefe ihres Gedankens verhüllt ist. Vielmehr müssen wir unseren Sinn in den Geist des Erlösers selbst und in das Geheimnis seines Gedankens versenken.
Clemens unterscheidet die vier kanonischen Evangelien von den apokryphen Evangelien, wie dem Ägypter- und dem Hebräerevangelium, die er gelegentlich nennt. Die Perikope steht Mt 19,16-30; Lk 18,18-30. ↩
Damit ist ein buchstäbliches, nicht in den geheimen Sinn eindringendes Verständnis des Textes gemeint. ↩
Vgl. Mt 13,38. ↩
