4.
S. 232 1. Hier wollen wir also unsere Darlegung beginnen; möge uns aber der Heiland dazu helfen, daß wir unseren Brüdern das, was wahr, geziemend und heilsam ist, vor Augen führen, zunächst hinsichtlich der Hoffnung selbst und sodann hinsichtlich des Weges zur Erlangung der Hoffnung! 2. Er gibt aber denen, die ihn bitten, und belehrt, die ihn fragen, und befreit von Unwissenheit und verscheucht die Verzweiflung, indem er die gleichen Worte über die Reichen noch einmal vor Augen führt, damit sie sich selbst erklären und zuverlässig erläutern. 3. Denn nichts kommt dem gleich, daß man die Worte des Herrn aus den Evangelien wieder selbst hört, die uns bisher beunruhigten, weil wir sie infolge unserer Torheit nicht genau überlegten und falsch auffaßten.
4.1 „Als er auf die Straße hinausging, kam einer herbei, fiel vor ihm auf die Knie und sprach: Guter Meister, was muß ich tun, um ewiges Leben zu erben? 5. Und Jesus sagt: Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein. Die Gebote kennst du: Du sollst nicht ehebrechen, nicht töten, nicht stehlen, nicht falsches Zeugnis reden, ehre deinen Vater und deine Mutter! 6. Er aber antwortet und sagt zu ihm: All das habe ich gehalten von meiner Jugend auf.2 Und Jesus sah ihn an, gewann ihn lieb und sagte: Eines fehlt dir noch; wenn du vollkommen sein willst, verkaufe alles, was du hast, und verteile es unter die Armen, und du wirst S. 233 einen Schatz im Himmel haben, und dann komm und folge mir nach! 7. Er aber wurde über das Wort betrübt und ging traurig fort, denn er hatte viel Geld und Äcker. 8. Jesus aber sieht umher und sagt zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die, die das Geld haben, in das Reich Gottes eingehen! Die Jünger aber waren über seine Worte verwundert. 9. Und Jesus nimmt wieder das Wort und sagt zu ihnen: Kinder, wie schwer ist es, daß die, die auf Geld vertrauen, in das Reich Gottes eingehen! Leichter wird ein Kamel durch das Nadelöhr gehen als ein Reicher in das Reich Gottes kommen. Sie aber erschraken über die Maßen und sagten: Wer kann dann gerettet werden? Er aber sah sie an und sagte: Was bei Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich. 10. Da begann Petrus zu ihn zu sagen: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir gefolgt. Da antwortete Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Wer sein Eigentum und seine Eltern und Brüder und sein Geld meinetwegen und wegen des Evangeliums verläßt, wird Hundertfältiges empfangen. Jetzt in dieser Zeit Äcker und Geld und Häuser und Brüder unter Anfechtungen zu haben, wozu ist das nütze?3 In der zukünftigen Welt aber ist ewiges Leben. Die ersten werden die letzten und die letzten werden die ersten sein.“
Der Abschnitt 4,4-10, eine wörtliche Anführung aus Mk 10,17-31, ist für unsere Kenntnis der von Clemens benützten Form des neutestamentlichen Textes wichtig. Sie zeigt hier wie an anderen Stellen Verwandtschaft mit dem sogenannten „westlichen“ Text. Z.B. steht der Zusatz „und Äcker“ (Mk 10,22), den Clemens hier bietet, in keiner griechischen Handschrift des Neuen Testaments, aber in der altlateinischen Übersetzung. Vgl. zu der ganzen Stelle P.M. Barnard, The Biblical Text of Clement of Alexandria, Cambridge 1899, S. 32-36. ↩
Die Worte „von meiner Jugend auf“ fehlen an dieser Stelle in der Handschrift, aber wie 8,2.3; 10,4 zeigen, nur durch ein Versehen. ↩
Der Bibeltext des Clemens weicht hier wesentlich von der übrigen Überlieferung ab, die auch ihrerseits nicht einheitlich ist; vgl. E. Schwartz, Hermes 38 (1903) S. 87 ff. Der Sinn des für Clemens vorausgesetzten Textes ist durch seine Erklärung gegeben; vgl. vor allem 25,3: (xxx). Demnach las er in seinem Text, daß der Herr den Besitz der irdischen Güter verwirft, wenn er mit Verfolgungen verbunden ist. Damit ist die starke Satztrennung vor „Jetzt in dieser Zeit“ und der für die Schlußworte des Satzes zu fordernde Sinn gegeben. Überliefert ist hier (xxx) , an der Parallelstelle 25,1 (xxx). Statt einer der verschiedenen Änderungen aufzunehmen, fasse ich (xxx) in der Bedeutung „zu welchem Zweck?“ Daß an dem Text willkürliche Änderungen vorgenommen wurden, zeigt der Vergleich der Paralleltexte. ↩
