14.
Währenddessen wurde der hochselige Basilius zum Vorsteher der großen Kirche von Cäsarea erhoben. Er führte den Bruder1 zum Erbteil der Weihe im Priestertum, indem er ihn durch den mystischen Weihegottesdienst persönlich weihte. Inzwischen machte ihr Leben weitere Fortschritte zu größerer Tugend und Heiligkeit, da jetzt ihre Weisheitsliebe noch durch die Weihe gefördert wurde. Als dann acht Jahre vorüber waren, wanderte der auf der ganzen Erde bekannte Basilius im neunten Jahre von den Menschen zu Gott hinüber und gab dadurch dem Vaterland und der ganzen Erde Anlaß zu allgemeiner Trauer. Sie aber, die in der Ferne die Botschaft vom Unglück vernahm, litt wohl in ihrer Seele ob solchen Verlustes gewaltig, ― wie hätte denn nicht auch sie das Unglück treffen sollen, von dem selbst die Feinde der Wahrheit berührt wurden? ― gleichwie aber die Prüfung des Goldes in verschiedenen Schmelzöfen erfolgen soll, so daß, was beim ersten Schmelzen entgeht, beim zweiten ausgeschieden wird und schließlich beim letzten aller dem Metall beigemischte Unrat entfernt wird, und gleichwie das die beste Prüfung des echten Goldes bedeutet, wenn es durch jeden Schmelzofen hindurchgeht, ohne mehr einen Unrat abzusetzen, etwas Ähnliches traf auch bei ihr zu, indem ihre hohe Gesinnung durch die verschiedensten Stürme von S. 349 Trauerfällen geprüft und ihre Seele doch immer in unverfälschter Art und ungeschwächter Kraft sich zeigte; so zuerst beim Hingang des andern Bruders, dann beim Tode der Mutter, zum drittenmal, als der gemeinsame Ruhm der Familie, der große Basilius, aus dem Leben schied. Sie hielt also aus wie ein unbesiegbarer Kämpfer, ohne jemals dem Ansturm der Schicksalsschläge zu erliegen2.
