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Als wir aber damit beschäftigt waren und die frommen Lieder der Jungfrauen, mit dem Wehklagen vermischt, den Ort erfüllten, da strömten auf das Gerücht, das sich, ich weiß nicht wie, ringsum überall zugleich verbreitet hatte, alle Umwohner des Ortes zusammen, so daß der Vorplatz nicht ausreichte, die Zusammenströmenden aufzunehmen. Als nun die nächtliche Feier mit den frommen Liedern, wie bei einem Märtyrerfest, vorüber war und der Morgen anbrach, störte die Menge der aus der ganzen Umgebung zusammengekommenen Männer und Frauen mit ihren Wehklagen den Psalmengesang; ich aber suchte, wiewohl in der Seele ob des Trauerfalles ganz betrübt, soweit es den Umständen nach möglich war, nichts von dem zu unterlassen, was sich für ein solches Leichenbegängnis geziemte, teilte das zusammenströmende Volk nach dem Geschlechte ab, reihte die Menge der Frauen in die Schar der Jungfrauen, das Männervolk aber in die Schar der Mönche und sorgte wie bei einem Chor für einen einheitlichen, wechselseitig geordneten und harmonischen Psalmengesang, in dem die Stimmen aller passend vereinigt waren. Als aber der Tag allmählich heranrückte und der ganze Platz S. 364 der Einsiedelei von der Menge der Trauergäste besetzt war, befahl der Bischof jener Gegend, ― Aracius1 war sein Name; er war mit dem ganzen Chor der Priesterschaft anwesend ― die sterbliche Hülle langsam fortzutragen, weil die Entfernung groß war und die Menge einer schnellen Bewegung des Zuges hätte hinderlich werden können. Zugleich mit diesen Worten forderte er alle Mitgenossen der priesterlichen Würde auf, dem Leib das Geleite zu geben.
Er war näherhin Bischof von Ibora. ↩
