31.
Als dies angeordnet war und man mit Eifer sich daran machte, trat ich unter die Bahre und rief jenen auf die andere Seite, während zwei andere angesehene Kleriker unter den hinteren Teil der Bahre traten, und brach auf, wobei wir schrittweise, wie es sich gehörte, und langsam uns bewegten. Denn da das Volk sich um die Bahre drängte und alle an dem heiligen Bild sich nicht satt sehen konnten, war es uns nichts Leichtes, den Weg zu vollenden. Es schritt aber auf beiden Seiten eine nicht geringe Schar von Diakonen und Kirchendienern voraus und geleitete in Ordnung die Leiche, wobei alle Wachskerzen in den Händen1 trugen. Und was sich vollzog, war ein ganz feierlicher Zug, wobei gemeinsam von den ersten bis zu den letzten ein Psalmenlied, ähnlich dem Liede der drei Jünglinge2 gesungen wurde. Da die Entfernung von der Einöde bis zum Haus der heiligen Märtyrer, wo die Leiber der Eltern ruhten3 sieben bis acht Stunden betrug, so brauchten wir fast den ganzen Tag für den Weg. Denn die Menge, welche zusammengekommen war, und die immer noch mehr anwuchs, ließ uns den Weg nicht, wie wir wollten, vollenden. Als wir nun ins Innere4 des Hauses gekommen waren, stellten wir die Bahre ab und wandten uns zunächst dem Gebete zu; das S. 365 Gebet aber wurde dem Volk Anlaß zum Wehklagen. Als nämlich der Psalmengesang vollendet war und die Jungfrauen jenes heilige Antlitz schauten und schon das Grab der Eltern geöffnet war, in dem sie beigesetzt werden sollte, da rief eine in heftiger Gemütsbewegung: „Nimmer werden wir nach dieser Stunde dieses Gott ähnliche Antlitz schauen!“ Und wie dann auch die anderen Jungfrauen mit ihr das gleiche schrieen, da störte eine regellose Verwirrung jenen geregelten und feierlichen Psalmengesang, indem alles vom Wehklagen der Jungfrauen ergriffen war. Und nur mit Mühe, als wir Stillschweigen winkten und der Vorbeter zum Gebete aufforderte und der Versammlung die üblichen Worte zurief, nahm das Volk die Haltung zum Gebete ein.
Bei Morel fehlt διά χειρός (dia cheiros]. ↩
Vgl. Dan. 3, 52 ff. ↩
Gemeint ist die Kirche der vierzig hl. Märtyrer (Ritter) von Sebaste. Diese Heiligen genossen damals in Kleinasien eine hohe Verehrung. Gregor selbst hat auf ihr Gedächtnis zwei bzw. drei Predigten gehalten; Text bei Migne, Patrol. Gr. 46, 449 ss. ↩
Bei Morel fehlt τῶν θυρῶν [tōn thyrōn]. ↩
