26.
Im Chor der Jungfrauen war nun eine Vorsteherin, die den Rang der Diakonie besaß und Lampadia hieß. Sie erklärte, die Anordnung der Toten betreffs ihres Begräbnisses genau zu kennen. Als ich sie darüber befragte, sie war gerade bei der Beratung anwesend, sagte sie unter Tränen: „Der Schmuck, den die Heilige sorglich pflegte, war ein reines Leben; das war im Leben ihre Zier und ist auch im Tode ihr Grabschmuck. Was aber den Schmuck ihres Leibes angeht, so hat sie sich darum weder in der Zeit ihres Lebens bekümmert, noch hat sie dafür zur jetzigen Verwendung gesorgt: daher bleibt auch für uns, selbst wenn wir es wollten, nichts weiter übrig, da eine Ausstattung hiezu fehlt.“ Ich entgegnete: „Ist auch unter den Vorräten nichts zu finden, um damit ihr Begräbnis in etwas auszustatten?“ „Unter welchen S. 361 Vorräten?“ fragte sie. „Du hast alles Verwahrte vor dir. Siehe hier das Oberkleid, hier den Kopfschleier und die abgenützten Sandalen für die Füße: das ist ihr Reichtum, das ihr Vermögen. Außer dem, was du hier siehst, liegt nichts weiter in Kästen und Kammern verborgen und verwahrt. Nur einen Aufbewahrungsort für ihren Reichtum kannte sie, die himmlische Schatzkammer; dort hat sie alles niedergelegt und nichts auf Erden zurückgelassen.“ „Was nun,“ erwiderte ich, „wenn ich von dem, was ich fürs Begräbnis hergerichtet habe, etwas beitrüge, so wird damit doch nichts gegen ihren Willen geschehen?“ Sie erklärte, nach ihrer Meinung sei das nicht gegen ihren Willen. Denn sie hätte wohl auch im Leben eine solche Ehre von dir angenommen aus doppeltem Grunde, einmal wegen deines Priestertums, das sie allzeit schätzte, und dann wegen der Verwandtschaft. Sie hätte nämlich eine Gabe von ihrem Bruder niemals als etwas Fremdes betrachtet. Deswegen hatte sie auch angeordnet, daß ihr Leib durch deine Hände die letzte Dienstleistung erhalte.
