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Weil nun die Mutter darob von mannigfachen Sorgen in Anspruch genommen war, der Vater war nämlich schon aus dem Leben geschieden, trug sie in alledem gemeinschaftlich mit der Mutter die Mühen, indem sie mit ihr die Sorgen teilte und ihr die Last der Leiden S. 342 erleichterte. So bewahrte sie sich unter der Führung der Mutter ein untadeliges Leben, das unter den Augen der Mutter immerdar gelenkt und überprüft wurde. Zugleich aber gab sie der Mutter durch ihr eigenes Leben eine gute Anleitung zum gleichen Ziel, nämlich zur Lebensweisheit, indem sie dieselbe allmählich zu einem dem Irdischen abgewendeten, vollkommenen Leben nach sich zog. Und nachdem die Mutter die anständige Versorgung der Schwestern in Übereinstimmung mit ihren Wünschen geordnet hatte, kehrte inzwischen von den Bildungsanstalten, wo er lange Zeit den Studien nachgegangen war, der große Basilius, der Bruder der Vorgenannten, zurück. Sie nahm nun ihn, der von Wissensdünkel mächtig aufgeblasen war, alle Autoritäten verachtete und in seinem Hochmut sich selbst über erlauchte Machthaber erhaben dünkte, und gewann auch ihn so schnell für das Ideal der Lebensweisheit, daß er auf weltliche Ehre verzichtete, den Ruhm der Redekunst verachtete und sich diesem tätigen, die Handarbeit übenden Leben zuwandte, indem er sich durch völlige Besitzlosigkeit von den Hindernissen für das Tugendleben frei machte. Aber sein Leben und seine nachherige Wirksamkeit, durch die er sich in der ganzen Welt einen Namen machte und an Ruhm alle, die durch Tugend hervorleuchteten, in Schatten stellte, erforderte eine ausführlichere Darstellung und viele Zeit. Ich will in meiner Erzählung wieder zu dem mir vorliegenden Gegenstand zurückkehren.
