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Forts. v. S. 368 ] Das erzählte mir der Kriegsmann. Was wir aber sonst noch Derartiges von ihren Mitgenossinnen und von denen, die ihr Leben genau kannten, gehört haben, halte ich nicht für sicher genug, um es der Erzählung anzuschließen. Denn die meisten Menschen bemessen die Glaubwürdigkeit des Berichteten nach ihrem eigenem Maßstab. Was aber über die Fassungskraft des Zuhörers hinausgeht, das verdächtigen sie, als ob es jenseits der Wahrheit läge, frevelhafterweise als Lüge. Deshalb übergehe ich jenes unglaubliche landwirtschaftliche Vorkommnis während der Hungersnot, wie man an dem zum Verbrauch bestimmten Getreide keine Verminderung merkte, indem es immer die gleich große Masse blieb sowohl vorher, ehe es an die Bittenden verteilt wurde, als nachher. Und anderes, was noch mehr auffallend ist als dieses, wie Krankenheilungen, Befreiungen von bösen Geistern und untrügliche Vorhersagungen zukünftiger Dinge. Alles halten die Eingeweihten für wahr, wenn es auch unglaubhaft erscheint; von den fleischlich Gesinnten aber wird es als außerhalb des Möglichen angesehen, sie, die nicht wissen, daß nach dem Maß des Glaubens auch die Verteilung der Gnadengaben erfolgt: eine geringe für die Kleingläubigen, eine große für die, welche in ihrem Herzen für den Glauben einen weiten Raum haben. Damit nun nicht die Ungläubigen Schaden leiden, wenn sie den Gaben Gottes nicht glauben, deswegen sehe ich davon ab, von den höheren Wundern im einzelnen zu berichten, indem es genügen dürfte, mit dem Ausgeführten ihr Leben erzählt zu haben.
