15.
Es war im neunten Monat nach diesem Todesfall oder ein wenig darüber, da kam in der Stadt des Antiochus eine Versammlung von Bischöfen zusammen, an der auch wir teilnahmen1. Und als wir noch vor Jahresschluß ein jeder wieder in seine Stadt zurückkehrten, da kam mir, dem Gregor, der Wunsch, sie zu besuchen. Denn inzwischen war geraume Zeit vergangen, in der die Aufregungen der Umtriebe, welche ich überall zu erdulden hatte, da ich von den Anführern der Häresien aus der Heimat vertrieben war, ein Wiedersehen verhinderten. Und wie ich die Zeit berechnete, während der die Heimsuchungen ein persönliches Zusammentreffen unmöglich machten, ergab sich mir der nicht kleine Zeitraum von fast acht Jahren. Als ich nun schon den größten Teil des Weges zurückgelegt hatte und nur mehr eine Tagereise entfernt war, hatte ich ein Traumgesicht, das mich mit argen Befürchtungen für die Zukunft erfüllte. Es war mir nämlich, als trüge ich Märtyrerreliquien in meinen Händen und als ginge von denselben ein Glanz aus, wie von einem reinen Spiegel, wenn man ihn der Sonne gegenüberstellt, so daß mir die Augen ob des Lichterglanzes geblendet wurden. Und wiewohl ich in derselben Nacht dreimal dieses Gesicht hatte, konnte ich das Rätsel des Traumes nicht klar deuten. Ich ahnte2 aber in meiner Seele ein betrübendes Ereignis und wartete mit meinem Urteil über das Traumbild bis zum Ausgang.
