13.
Als der Hohepriester auf seine Frage die Wahrheit zu hören bekam, wird er unwillig, und der böse Diener gibt Jesus einen Backenstreich. Das Angesicht, das wie die Sonne geglänzt hatte1, wollte von ruchlosen Händen geschlagen werden. Andere treten herzu und speien in das Angesicht dessen, der mit Speichel den Blindgeborenen geheilt hatte. „Vergiltst du so dem Herrn, du törichtes, unverständiges Volk?“2 Der Prophet spricht verwundert: „Herr, wer glaubte unserer Predigt?“3 Unglaublich war es, daß Gott, der Sohn Gottes und Arm des Herrn, solches duldet. Damit aber die Erlösten den Glauben nicht verlören, schrieb im voraus im Namen Christi4 der Hl. Geist: „Meinen Rücken gab ich hin den Geißeln“ — vor der Kreuzigung ließ ihn nämlich Pilatus geißeln —, „meine Wangen den Backenstreichen, nicht wandte ich mein Gesicht ab von der Schmach des Anspeiens“5. Er wollte gleichsam sagen: „Zwar wußte ich voraus, daß man mich schlagen wird, aber dennoch wandte ich meine Wange nicht weg. Wie hätte ich meine Jünger zum Tode für die Wahrheit gestärkt, wenn mir selbst davor gebangt hätte? Ich erklärte: ,Wer sein Leben liebt, wird es verlieren‘6. Hätte ich mein Leben geliebt und nicht getan, was ich predigte, was für ein Lehrer wäre ich gewesen!“ Er, der Gott, wollte zuerst von Menschen solches leiden, damit dann wir Menschen uns nicht schämen, wenn wir seinetwegen von Menschen solches zu leiden haben.
S. 215 Wie du siehst, haben die Propheten auch den erwähnten Teil des Leidens deutlich vorherverkündet. Noch viele andere Schriftzeugnisse übergehen wir, wie gesagt, wegen der Kürze der Zeit. Wenn einer genau nach allem forscht, wird er nichts in der Geschichte Christi unbezeugt finden.
