30.
Über die Räuber, welche mit Jesus gekreuzigt worden waren, heißt es: „Er ist unter die Missetäter S. 226 gerechnet worden“1. Ehedem waren beide Missetäter gewesen. Der eine aber war es dann nicht mehr. Der andere jedoch blieb bis zum Ende ein Missetäter und war unempfänglich für das Heil; seine Hände waren zwar fest gebunden, aber seine Zunge lästerte und verletzte.
Juden, die des Weges kamen, schüttelten das Haupt und verspotteten den Gekreuzigten. Sie erfüllten das Wort der Schrift: „Sie sahen mich an und schüttelten das Haupt“2. Jener Räuber aber lästerte mit ihnen, während der andere ihn wegen der Lästerung zurechtwies. Für den letzteren war des Lebens Ende der Anfang eines besseren Lebens, war die Hingabe der Seele der Empfang des Heiles. Nachdem er den anderen Räuber verwiesen hat, spricht er: „Gedenke meiner, o Herr!“3 D. i.: An dich richte ich mein Wort, gib diesen auf, geblendet sind die Augen seines Geistes! Meiner aber gedenke! Nicht sage ich: Gedenke meiner Werke; denn diese ängstigen mich. Jeder Mensch hat Sympathie für seinen Reisegefährten, ich bin dein Reisegefährte auf dem Wege zum Tode. Gedenke meiner, deines Reisegefährten! Nicht jedoch sage ich: jetzt schon gedenke meiner, sondern „wenn du in dein Reich kommst“4.
