4.
Wir müssen übrigens die einzelnen Worte dieser Stelle uns näher ansehen. „Ich will“, sagt er, „daß die jüngeren Witwen heiraten.“ 1 Warum? frage ich. Weil ich nicht will, daß sie sich der Unzucht hingeben. „Kindern das Leben schenken.“ 2 Warum ? Damit sie nicht aus Furcht vor der Geburt eines im Ehebruch gezeugten Kindes sich gezwungen glauben, die Kinder zu töten. „Ihrem Haushalte vorstehen.“ 3Warum, bitte? Weil es weniger Schande einbringt, zweimal zu heiraten, als sich zur Dirne zu erniedrigen, einen zweiten Mann zu haben, als mit mehreren Ehebrechern zu verkehren. Das eine Mal liegt nur eine Nachgiebigkeit gegen menschliche Schwäche vor, während es im anderen S. 191 Falle um Sündenschuld geht. Es folgt weiter: „Und unseren Gegnern keinen Anlaß zu Vorwürfen geben.“ 4 Diese kurze und knappe Mahnung enthält viele Hinweise. Keine üppige Lebensform soll den Witwenstand in Verruf bringen. Die Witwe soll nicht mit Augenzwinkern und lächelndem Munde Scharen junger Leute hinter sich herlocken. Ihre Worte sollen mit ihrem Gewand in Einklang stehen. Sie soll keine von denen sein, auf die ein altbekannter Vers paßt: „Lachend und mit zusammengekniffenen Äuglein winkt sie Versprechung.“ 5 Um zu zeigen, weshalb er dieses Gebot gibt, faßt er ganz kurz in wenigen Worten alle Gründe zusammen, die für eine Wiederverheiratung sprechen. „Denn einige sind schon abgewichen hinter dem Satan her.“ 6 Er gibt also den Unenthaltsamen den Weg zu einer zweiten und, wenn nötig, selbst zu einer dritten Ehe frei, um sie der Gewalt des Satans zu entreißen. Denn es dünkt ihn besser, daß eine Frau sich an einen Mann, wer es auch immer sein mag, hängt, als an den Teufel. Auch an die Korinther gebraucht der Apostel ähnliche Worte: „Den Nichtverheirateten und den Witwen sage ich, sie tun gut, wenn sie so bleiben, wie ich bin. Wenn sie sich aber nicht enthalten können, mögen sie heiraten. Denn es ist besser heiraten als brennen.“ 7 Warum denn, mein Apostel? Du sagst es ja: weil es schlimmer ist zu brennen.
