9.
Nun muß ich etwas erzählen, was unglaublich klingt, aber von vielen Zeugen bestätigt wird. Vor vielen Jahren, als ich noch Sekretär des römischen Bischofs Damasus war und die Synodalschreiben des Morgen- und Abendlandes zu erledigen hatte, 1 lernte ich zwei an sich gleiche Fälle kennen. Es handelte sich um einen Mann und eine Frau aus der Hefe des Volkes. Er hatte zwanzig Frauen S. 200 begraben, während sie zweiundzwanzig Mal verheiratet war. Sie ehelichten sich gegenseitig. Es war, wie sie selbst glaubten, ihre letzte Heirat. Alle Welt, Männer und Frauen, waren gespannt, wer von beiden nach so vielen Waffengängen 2 den anderen zuerst zu Grabe tragen würde. Der Mann trug den Sieg davon. Das ganze Volk der Stadt strömte zusammen, als er, einen Kranz auf dem Kopfe und einen Palmzweig in der Hand, dem Leichenzug seiner heiratslustigen Gattin voranschritt und sich gegen die Zuschauer verneigte, die ihm zuriefen: „Sechshundert Stück für Stück!“ 3 Was soll ich zu einer solchen Frau sagen? Doch nichts anderes, als was der Herr zur Samariterin sagte: „Zweiundzwanzig Männer hast du gehabt, und der, der dich nun begräbt, ist nicht dein Mann.“ 4
Die einzige Stelle bei Hieronymus, aus der sich ergibt, daß er bei Papst Damasus eine amtliche Funktion ausübte. Eine solche wird noch von Rufin erwähnt in De adulteratione librorum Origenis I 45 (M PG XVII 629). ↩
„post tantas rudis“ (rudis = Rappier). ↩
Zu ergänzen: „Magst du begraben“. Sescenti wird gebraucht zur Bezeichnung einer großen, unbestimmten Zahl, wie etwa unser „tausend“ (vgl. Plautus, Aulularia 320). ↩
Joh. 4, 18. ↩
