9.
Im Vorübergehen habe ich auf der herrlichen Wiese der Hl. Schriften einige kleine Blumen gepflückt, und dies möge zu Deiner Belehrung hinreichen. Du solltest daraus lernen, das Kämmerlein Deines Herzens zu verschließen und Deine Stirne durch die häufige Übung des Kreuzzeichens zu sichern, damit Ägyptens Würgengel S. 257 Dich nicht schlägt. In Deiner Seele soll die Erstgeburt Rettung finden, während die Ägyptens umkommt. 1 Du sollst mit dem Propheten beten: „Mein Herz ist bereit, o Gott, mein Herz ist bereit. Ich will singen und spielen. Mein Loblied steige zu Dir empor; erwachen sollen meine Harfe und meine Zither.“ 2 Auch an Tyrus, überentstellt von den Wunden der Sünde, ergeht der Befehl, diese Zither in die Hand zu nehmen. 3 Es soll Buße tun und die Makel früherer Schlechtigkeit mit den bitteren Reuetränen Petri abwaschen. 4 Aber wir wollen die Buße nicht kennenlernen; denn wer sie aus der Erfahrung kennenlernt, möchte sich leicht aus der Sünde nichts mehr machen. Sie ist für die Unglücklichen das rettende Brett nach dem Schiffbruche, 5 aber in der Jungfrau soll das stolze Schiff unversehrt bleiben. Zwischen der Suche nach dem Verlorenen und dem stets gewahrten Besitze ist ein großer Unterschied. Deshalb kasteite auch der Apostel seinen Leib und brachte ihn in Dienstbarkeit, damit er, der anderen predigte, nicht selbst verlorengehe. 6 Als Vertreter des ganzen Menschengeschlechtes, aufgestachelt von den Begierden des Fleisches, schreibt er: „Ich unglücklicher Mensch, wer wird mich von diesem Todesleibe befreien? Ich weiß, daß in mir, d.h. in meinem Fleische, nicht das Gute wohnt. Das Wollen liegt bei mir, aber keineswegs das Vollbringen des Guten. Nicht, was ich will, das Gute, tue ich, sondern was ich nicht will, das Böse, das vollbringe ich.“ Und anderwärts schreibt er: „Die im Fleische sind, können Gott nicht gefallen. Ihr aber seid nicht im Fleische, sondern im Geiste, wenn nämlich der Geist Gottes in euch wohnt.“ 7
