13.
Bei der Auswahl der Eunuchen, Zofen und Dienerinnen mußt Du mehr auf den Charakter als auf ein schönes Gesicht sehen. Denn bei beiden Geschlechtern und in jedem Alter, auch dann, wenn der Körper durch Verstümmelung zur Keuschheit gezwungen ist, darf man den Charakter nicht außer acht lassen, der nur durch die Furcht vor Christus beschnitten werden kann. Unangebrachtes Scherzen und Ausgelassenheit seien in Deiner Gegenwart ausgeschlossen. Niemals darfst Du ein unehrenhaftes Wort anhören. Vernimmst Du es zufällig, dann gerate nicht in Zorn! Verkommene Menschen versuchen oft mit einem leichtfertigen Worte die Schranken der Keuschheit zu durchbrechen. Lachen und Belachtwerden überlasse den Weltleuten! Deiner Person geziemt ein gesetztes Wesen. Den Cato Censorius, einst einen der angesehensten Männer Eurer Stadt, der, obwohl Censor, im hohen Alter sich nicht schämte, mit einiger Aussicht auf Erfolg 1 Griechisch zu lernen, ... und von Marcus Crassus berichtet Lucilius, daß er in seinem ganzen Leben nur einmal gelacht habe. 2 Das mag ein gekünstelter Ernst gewesen sein, der nach Ruhm und Volksgunst haschte. Wir können, solange wir im Zelte unseres Leibes und in der gebrechlichen Hülle unseres Fleisches wohnen, Gefühle und Leidenschaften zügeln und regieren, aber nicht wegschneiden. Deshalb sagt auch der Psalmist: „Wenn ihr zürnet, so sündiget nicht.“ 3 Dazu bemerkt der Apostel: „Die Sonne möge nicht untergehen über eurem Zorne..“ 4 Denn in Zorn zu geraten ist menschlich; dem Christen aber ziemt es, den Zorn bald zu beendigen.
An dieser Stelle ist der Text fehlerhaft überliefert. Es wäre etwa zu ergänzen: „Nimm dir zum Vorbilde“. Nirgendwo findet sich in der Literatur eine Andeutung darüber, daß Cato Censorius, der Bannerträger altrömischer Sittenstrenge, nur einmal gelacht haben soll. ↩
Cicero, De fin. V 92; Tusc. III 31; vgl. ep. 7, 5 ad Chrom. etc. (s. S. 22). ↩
Ps. 4, 5. ↩
Eph. 4, 26. ↩
