12.
Ahme Deinem Bräutigam nach! Sei Deiner Großmutter und Deiner Mutter Untertan! 1 Komme mit keinem Manne zusammen, besonders wenn er jung ist, sofern sie nicht dabei sind. Unterhalte mit keinem, den sie nicht kennen, Bekanntschaft! Auch in der Welt gilt der Grundsatz: „Dasselbe wollen und dasselbe nicht wollen, das erst ist wahre Freundschaft.“ 2 Was Du tun mußt, um jungfräulich zu sein, um Christi Gebote kennenzulernen, um zu wissen, was Dir nützt, das kannst Du ihrem vorbildlichen S. 261 Beispiele entnehmen. Der Aufenthalt im heiligen Hause war eine Schule der Tugend. Betrachte Deine Tugend nicht als Deinen ausschließlichen Besitz, sondern Du verdankst sie auch den beiden, deren Keuschheit ihr Abbild in Dir gefunden hat. Sie haben Dich als die herrlichste Blüte ihrer ehrbaren Ehe und des unbefleckten Ehebettes 3 hervorgebracht, die Früchte der Vollkommenheit tragen wird, wenn Du Dich beugst unter Gottes mächtige Hand und Dich stets des Schriftwortes erinnerst: „Den Hoffärtigen widersteht Gott, aber den Demütigen gibt er seine Gnade.“ 4 Wo man aber auf die Gnade angewiesen ist, da kann von keiner Vergeltung für das Tun die Rede sein, sondern nur von der Freigebigkeit des Spenders nach dem Wort des Apostels: „Nicht auf unser Wollen, nicht auf unser Laufen kommt es an, sondern auf Gottes Erbarmen.“ 5 Und doch ist das Wollen und Nichtwollen unsere Sache. Aber auch das, was wir dazu beigetragen haben, hätten wir wieder nicht beitragen können ohne Gottes Erbarmen. 6
Luk. 2, 51. ↩
Sallust, Catil. 20, 4. ↩
Hebr. 13, 4. ↩
Jak. 4, 6. ↩
Röm. 9, 16. ↩
Die letzten Sätze mit ihrer Warnung vor Überhebung und der Betonung der göttlichen Gnade machen den Eindruck, als ob sie von der Tatsache beeinflußt sind, daß auch Pelagius sich um Demetrias bemühte. In seinem libellus, den er an die Jungfrau richtete, liegt eines der ersten Dokumente vor, in denen seine verfänglichen Lehren deutlicher hervortreten (M PL XXX 15—45). Deshalb setzte im Jahre 411 der Kampf gegen das pelagianische System ein. Ob die drei Frauen sich für Pelagius entschieden, ist schwer zu beurteilen. Cavallera (I 326) denkt bei der Stelle, in welcher Hieronymus im Jahre 415 den Ctesiphon bittet, „die Mitglieder des heiligen und erlauchten Hauses, dessen Tugend und Heiligkeit so sehr gelobt wurden“, in seinem Namen zu warnen, sich der Irrlehre des Pelagius anzuschließen (ep. 133, 13), an die Familie der Demetrias. Zwei Jahre später bedauert er im Briefe an Apronius (ep. 139) den Fall des vornehmen Hauses. Hierin sieht Cavallera eine Bestätigung seiner Vermutung, während Grützmacher (III 266) bei der letzten Stelle an Ctesiphon denkt. Wenn auch Cavalleras Vermutung richtiger zu sein scheint, so muß wenigstens Demetrias den Weg zur Kirche später wieder zurückgefunden haben (vgl. S. 265 Anm. 2). ↩
