55. Das Kreuz das beste Symbol der Macht Christi.
Aber nirgends und bei keinem der angeblichen Zeussöhne bildeten sie die Kreuzigung nach; denn sie kam ihnen nicht in den Sinn, weil, wie schon früher hervorgehoben worden ist (c. 35), alles hierüber Gesagte in sinnbildliche Ausdrücke gekleidet war. Und doch ist dies, wie der Prophet vorausgesagt hat, das größte Geheimnis seiner Macht und Herrschaft, wie sich an den sinnfälligen Dingen zeigen läßt. Denn betrachtet alles, was in der Welt ist, ob es ohne diese Figur gehandhabt werden oder Zusammenhang haben kann. Das Meer kann nicht durchschnitten werden, wenn nicht dieses Siegeszeichen, das hier Segel heißt, auf dem Schiffe unversehrt bleibt. Die Erde wird nicht gepflügt ohne dasselbe; Grabende und Handwerker verrichten ihre Arbeit nicht ohne Werkzeuge, die diese Form haben; die menschliche Gestalt unterscheidet sich in nichts anderem von der der unvernünftigen Tiere als dadurch, daß sie aufrecht ist, die Hände ausspannen kann und im Gesichte von der Stirne an einen Vorsprung, die Nase, trägt, durch die beim Lebenden der Atem geht und die keine andere Form als die des S. 124 Kreuzes hat; ist doch durch den Propheten also gesagt worden: „Der Atem vor unserm Antlitz Christus der Herr“1. Auch die bei euch üblichen Sinnbilder bekunden die Macht dieses Zeichens, ich meine die Feldzeichen und Siegeszeichen, mit welchen ihr überall aufzieht; tragt ihr doch damit, wenn auch unbewußt, die Abzeichen eurer Herrschaft und Macht zur Schau. Auch die Bildnisse der bei euch verstorbenen Herrscher stellt ihr in dieser Form dar und benennt sie noch in Inschriften als Götter. Nachdem wir nun durch vernünftige Beweisführung und durch ein in die Augen fallendes Bild, soviel wir konnten, auf euch einzuwirken versucht haben, wissen wir uns fürderhin ohne Verantwortung, auch wenn ihr ungläubig bleibt; das Unsrige ist geschehen und vollbracht.
Klagel. 4,20: πνεῦμα προσώπου ἡμῶν χριστὸς κύριος. Das πρό fehlt in den meisten Handschriften und in den heutigen Ausgaben der LXX. ↩
