8. Jenseitshoffnungen der Christen.
Daß wir aber dieses zu eurem Besten dargelegt haben, erkennet daraus, daß es ja bei uns stünde zu leugnen, wenn wir verhört werden. Aber wir wollen nicht mit Lügen leben. Denn in der Sehnsucht nach dem ewigen und reinen Leben streben wir nach dem Zusammensein mit Gott, dem Vater und Schöpfer des Alls, und eilen zum Bekenntnisse, da wir überzeugt sind und fest glauben, daß dieses Leben diejenigen erlangen können, die Gott durch Werke bewiesen haben, daß sie ihm anhangen und nach dem Aufenthalte bei ihm verlangen, wo keine Schlechtigkeit Pein verursacht. Dies also ist es, kurz gesagt, was wir erwarten und was wir von Christus gelernt haben und lehren1. Platon hat übrigens in gleicher Weise gesagt, daß Radamanthys und Minos die Ungerechten, wenn sie vor ihnen erscheinen, S. 72 bestrafen werden; wir aber sagen, daß das Gleiche geschehen werde durch Christus und daß sie in ihren ursprünglichen Leibern mit ihren Seelen eine ewig währende Strafe erdulden werden, nicht nur eine tausendjährige, wie jener annahm2. Will man das für unglaublich oder für unmöglich erklären, so geht doch dieser Irrtum nur uns, nicht einen andern an, solange wir nicht eines tatsächlichen Vergehens überführt werden.
Wir sehen aus dieser Stelle, daß die Jenseitshoffnungen den Christen eigentümlich und ein Hauptteil ihrer Lehre waren. ↩
Nach Platon dauern die Belohnungen und Strafen im Jenseits 1000 Jahre; nach deren Ablauf können sich die Menschen eine neue Lebensweise auf Erden wählen, auch in Tierleibern. Nur die, welche dreimal hintereinander auf Erden ihr Leben in reinem Weisheitsstreben zugebracht haben, kehren nach Ablauf der 3x1000 Jahre ganz geläutert von ihrer vorweltlichen Verfehlung zu den Fixsternen zurück, um dort zu bleiben. ↩
