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S. a183 1. Deswegen soll man das Tragen von Goldschmuck und den Gebrauch von weicherer Kleidung nicht gänzlich verbieten; aber den unvernünftigen Trieben muß man einen Zaum anlegen,1 damit sie uns nicht, wenn man ihnen zu sehr freien Lauf läßt, mit sich fortreißen und uns mit Gewalt in die üppige Lebensweise hineinstürzen.
2. Denn wenn die Üppigkeit in Übermut ausgeartet ist, so ist die Gefahr vorhanden, daß sie einem Pferde gleich sich aufbäumt und die Mähne sträubt und den Reiter, den Erzieher, abwirft; dieser aber hält von Anfang an die Zügel kurz und will den einem Pferde vergleichbaren Teil des Menschen zum Heile lenken und führen jenen unvernünftigen Seelenteil, der in seinem Verlangen nach Befriedigung der Lüste und der tadelnswerten Begierden und nach Edelsteinen und Gold und buntem Gewand und nach dem übrigen Prunk einem Tiere gleich wird.
3. Dabei müssen wir vor allem an jenes heilige Wort denken: „Führt einen ehrbaren Wandel unter den Heiden, damit sie in allem, worin sie euch als Übeltäter schmähen, auf Grund eurer guten Werke, wenn sie diese genau betrachten, Gott preisen!“2
4.3 Der Erzieher gestattet uns also, wie wir früher gesagt haben,4 ein einfaches Gewand von weißer Farbe zu tragen, damit wir uns nicht an ein künstlich buntgefärbtes Menschenwerk, sondern an ein von selbst entstandenes Naturerzeugnis gewöhnen und alles, was täuschen will und mit der Wahrheit im Widerspruch steht, von uns weisen, dagegen die Wahrheit lieb gewinnen, die immer das gleiche Wesen und das gleiche Antlitz hat.
5. Einen S. a184 weichlichen Jüngling tadelt Sophokles mit den Worten: „Das Kleid, mit dem du prunkst, äfft Weiberkleidung nach.“5 Denn wie der Soldat und der Matrose und der Beamte, so hat auch der Sittsame seine besondere Tracht, nämlich die unauffällige und anständige und saubere.
