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S. a202 1. Schon damit zeigt sich dieses Zusammenkommen als eine bedenkliche Sache. Denn infolge der lüsternen Blicke werden die Begierden erhitzt; und da die Augen ungehinderte Muße haben, gewöhnen sie sich daran, dreist auf die Leute in ihrer Nähe zu blicken, und bringen so die sinnlichen Begierden in Wallung.
2. Verboten seien daher auch die Schaustellungen und die Darbietungen für das Ohr, die von dummen Possen und törichtem Geschwätz voll sind. Denn welches Ding ist so schändlich, daß es in den Theatern nicht gezeigt würde? Welches Wort ist so schamlos, daß es die Possenreißer nicht vorbrächten? Wer sich aber dem Genuß der von diesen Leuten gebotenen Gemeinheiten hingegeben hat, der wird zu Hause das bildlich Vorgeführte in voller Wirklichkeit nachahmen. Andererseits aber werden diejenigen, die sich von solchen Dingen nicht bezaubern und beeinflussen lassen, nie den leichtfertigen Lüsten verfallen.
3. Denn wenn man auch sagen wird, daß die Schauspiele als Spaß zur Belustigung hingenommen werden, so werde ich entgegnen, daß die Staaten unverständig sind, bei denen auch das Spaßmachen mit Eifer betrieben wird.
4. Denn kein Spaß mehr sind Wettkämpfe, die so erbarmungslos sind, daß sie zum Tode führen, aber ebensowenig das eitle Streben nach Ruhm und der unvernünftige Ehrgeiz und dazu die törichte Verschwendung des Vermögens; schließlich sind auch die Streitigkeiten, die dabei entstehen, kein Spaß mehr.
