42.
1. So sagt auch Platon, der Freund der Wahrheit, gleichsam von Gottes Geist beseelt: „Denn ich bin so eingestellt, daß ich nichts anderem gehorche als dem Grundsatz, der sich mir bei der Überlegung jedesmal als der beste zeigt.“1
2. Er macht ja auch denen Vorwürfe, die ohne Verstand und Wissen irgendwelchen Meinungen Glauben schenken2 in der Überzeugung, daß es sich nicht gezieme, die richtige und gesunde Lehre aufzugeben und dem zu glauben, der Anteil an der Lüge gibt. Denn um die Wahrheit betrogen zu sein, ist ein Übel; die Wahrheit dagegen zu besitzen und die richtige Meinung zu haben, das ist ein Gut.
3. Wenn aber Menschen eines Gutes beraubt werden, so geschieht das nicht mit ihrem Willen; aber sie werden doch beraubt, indem sie bestohlen oder betrogen werden oder indem man ihnen Gewalt antut oder indem sie einer unwahren Rede Glauben schenken.3
4. Wer nun einer Lüge Glauben schenkt, der erleidet schon mit eigenem Willen Schaden. Bestohlen wird nun der, der sich zu einer anderen Ansicht bereden läßt, und der, der vergißt; denn bei den einen ist es die Zeit, bei den andern die Rede, die ihnen unvermerkt etwas raubt; und mit Gewalt zwingt oft Schmerz und Kummer und Streit und Zorn dazu, die S. a45 Ansicht zu ändern, und schließlich werden diejenigen betrogen, die (ihre Meinung ändern, weil sie) sei es von einer Lust berückt, sei es von einer Furcht geängstigt sind.4 Doch in allen diesen Fällen handelt es sich um unfreiwillige Änderungen der Meinung, aber keine von diesen Ursachen könnte festes Wissen verdrängen.
