30. Von der Witterung in diesem Jahre
In diesem Jahr im Monat April suchte eine schreckliche Seuche das Volk sowohl im Gebiet von Tours als von Nantes heim. Wenn einer erkrankte, litt er erst eine kurze Zeit an Kopfschmerzen und gab nicht lange danach den Geist auf. Als man aber unter großen Fasten und Kasteiungen Bettage anstellte und reichlich den Armen spendete, wandte sich der Zorn Gottes und das Übel wurde gelindert.
In der Stadt Limoges wurden viele, weil sie den Tag des Herrn entweiht und öffentliche Arbeiten verrichtet hatten, durch Feuer, das vom Himmel fiel, verzehrt. Denn dieser Tag, der S. 152 im Anbeginn zuerst das erschaffene Licht sah1 und der Zeuge wurde der Auferstehung des Herrn, ist heilig. Deshalb muß er auch mit aller Gewissenhaftigkeit von den Christen gefeiert und keine öffentliche Arbeit darf an ihm unternommen werden. Auch im Gebiet von Tours wurden einige von dem gleichen Feuer verbrannt, aber nicht am Sonntag.
Es war dazumal eine ungeheure Dürre, so daß das Futtergras durchaus nicht geriet. Daher brach eine schwere Krankheit unter den Schafen und dem Zugvieh aus, und es bliewenig zur Nachzucht übrig, wie das der Prophet Habakuk vorhergesagt hat: „Die Schafe werden aus den Hürden gerissen, und es werden keine Rinder in den Ställen sein."2 Und diese Seuche wütete nicht allein unter den Haustieren, sondern selbst unter den wilden. Denn in den Wäldern fand man im Dickicht eine große Menge von Hirschen und anderen Tieren verendet. Das Heu verdarb durch starke Regengüsse und durch das Austreten der Flüsse, Feldfrüchte gab es sehr wenig, aber die Weinberge boten einen reichen Ertrag. Die Eicheln kamen zwar zum Vorschein, gediehen aber nicht.
