76.
1. Die Kolchierin Medeia, die Tochter des Aietes, ersann zuerst das Haarfärben.1
2. Ferner bearbeiteten die Noroper (das ist ein paionisches Volk, jetzt heißen sie Noriker) zuerst das Erz und läuterten das Eisen.
3. Und Amykos, der König der Bebryker, erfand zuerst die Faustkämpferriemen.2
4. In der Musik bildete der Myser Olympos aus Kunstliebe die lydische Tonart aus, und die sogenannten Troglodyten erfanden die Sambyke, ein (harfenartiges) Musikinstrument.
5. Ferner soll die Querpfeife der Phryger Satyros erfunden haben und ebenso das Trichordon (die dreisaitige Leier) sowie die diatonische Harmonie Agnis, der ebenfalls ein Phryger war.
6. Ebenso soll der Phryger Olympos das Spielen auf Saiteninstrumenten erfunden haben, wie Marsyas, der aus dem gleichen Land wie die Zuvorgenannten stammt, die phrygische, die mixophrygische und mixolydische Tonart, und der Thraker Thamyris die dorische.3
7. Die Perser ließen der Überlieferung nach zuerst Wagen, Speiselager und Fußschemel herstellen und die Sidonier zuerst ein Schiff mit drei Reihen Ruderbänken erbauen.
8. Die Sikeler, die nahe bei Italien wohnen, erfanden zuerst die Phorminx, die sich nicht viel von der Kithara unterscheidet, und die Klapper.
9. Unter dem ägyptischen König Semiramis4 sollen die Linnengewänder erfunden worden sein.
10. Und zuerst schrieb Briefe die Perserkönigin Atossa, wie Hellanikos erzählt.5
Vgl. Palaiphatos, De incred. 43. ↩
Vgl. Scholion zu Platon, Gesetze VII p. 796 A. ↩
Vgl. ebd. und Plinius, Nat. Hist. VII p. 204 ↩
Der Name ist vielleicht verderbt; aber daß es sich um einen ägyptischen König und nicht um die assyrische Königin Semiramis handelt, zeigt die Angabe bei Plinius, Nat. Hist. VII 196 (Aegyptii textalia). ↩
Hellanikos FrGrHist 4 F 178, aus Tatian 1. ↩
