18. Dem Leser ist Glauben vonnöten.
Ihr aber, die die Glut des Glaubens und das Streben nach der Wahrheit, die Welt und Weise nicht kennen, zum Lesen (dieses Werkes) gerufen hat, ihr müßt daran denken, daß man die kraftlosen und gebrechlichen Meinungen irdischer Geister wegwerfen und alle Engen unvollendeter Einsicht in gläubig-wartender Lernbegier lockern müsse. Denn neue Sinne sind dem wiedergeborenen Geist vonnöten, damit jeden einzelnen sein Bewußtsein gemäß der Begnadigung des himmlischen Ursprungs erleuchte. Vorher muß man, wie Jeremias1 mahnt, durch den Glauben feststehen in Gottes Wesen, um bei seinem Beginnen, von Gottes Wesen zu hören, seine Erkenntnis nach dem einzurichten, was des Wesens Gottes würdig ist; (einrichten) aber nicht in beliebiger Erkenntnisweise, sondern in Unendlichkeit. Ja er soll sogar sich dessen bewußt bleiben, daß er des göttlichen Wesens teilhaft geworden sei, wie der hl. Apostel Petrus in seinem zweiten Brief sagt,2 und soll darum Gottes Wesen nicht auf Grund der Gesetze der (Menschen-) Natur ermessen, sondern die göttlichen Kundgebungen gemäß der Herrlichkeit seiner Selbstoffenbarung genau erwägen. Der beste Leser nämlich ist, wer die Erkenntnis der Worte mehr von den Worten her erwartet, als sie ihnen aufprägt, und mehr annimmt als beibringt, und (sich) nicht (zu der Meinung) zwingt, S. 84 daß in dem Gesagten dasjenige enthalten scheine, was er vor dem Lesen als Erkenntnisziel sich vorgesetzt hat. Da wir also über Gottes Dinge sprechen wollen, so wollen wir Gott die Erkenntnis seiner selbst zugestehen und seinen Worten in ehrfürchtiger Verehrung dienen. Denn ein für sich selbst geeigneter Zeuge ist, wer nicht anders als nur durch sich erkennbar ist.
