3. Hilarius wird verzehrt von Sehnsucht nach Gotteserkenntnis.
S. 67 Zwar könnte ich diese Meinung solcher Menschen nicht für ungeeignet und untauglich halten, das Gewissen von jeglicher Schuld frei zu erhalten und alle Belästigungen des menschlichen Lebens entweder klugerweise vorherzusehen oder absichtlich zu meiden oder geduldig zu tragen. Dennoch schienen mir diese Lehrer nicht genügend, um die Kunst eines guten und glücklichen Lebens zu lehren; denn nur Gemeinplätze und was dem (leichten) Menschensinn zusagt, legen sie als Forderungen fest, die nicht zu erkennen tierisch wäre; die, nachdem sie erkannt sind, nicht zu betätigen schon jenseits von tierischer Stumpfheit als ein Zeichen von Wahnwitz erscheinen müßte. Es drängte aber den Geist, nicht nur dasjenige zu tun, dessen Unterlassung voller Verfehlung und Schmerz wäre, sondern den Gott und Geber eines solchen Geschenkes zu erkennen, dem er sich selbst ganz schulde, dessen Dienst ihm Veredelung bedeute, auf den er alles Wünschen seiner Hoffnung bezöge, in dessen Güte er bei so vielen Schäden irdischer Beanspruchung wie in einem ganz geschützten und vertrauten Hafen ruhen dürfe. Diesen also zu erkennen und zu begreifen, entbrannte der Geist in glühendem Bemühen.
