37. Erflehung der zum rechten Ausarbeiten notwendigen Gnade.
Ich meinesteils bin mir dessen bewußt, dir, Vater, allmächtiger Gott, als die Hauptpflicht meines Lebens S. 102 dies zu schulden, daß jedes meiner Worte und jeder meiner Gedanken nur von dir spreche. Denn kein anderes, größeres Geschenk kann diese mir von dir anvertraute Befähigung zur Rede bringen, als daß sie dir diene, indem sie dich verkündet und dich als das, was du bist, nämlich den Vater des eingeborenen Gottes, sowohl der nichtwissenden Welt als auch dem leugnenden Irrlehrer beweiskräftig darlege. Und soweit reicht nur das Bekenntnis meines guten Willens: im übrigen muß ich um das Geschenk deiner Hilfe und Barmherzigkeit bitten, daß du die Segel unseres Glaubens und unserer Bekenntnisfreude, die für dich ausgebreitet sind, mit dem Wehen deines Geistes erfüllest und uns auf die Fahrt der begonnenen Lehrverkündigung hinaustreibest. Denn uns ist nicht untreu, wer mit seinem Wort uns dieses Versprechen gab: „Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopfet an, und es wird euch geöffnet werden.”1 So werden wir Hilflose zwar erbitten, wessen wir bedürfen, und bei der Erforschung der Worte deiner Propheten und Apostel beharrliche Bemühung beibringen und an alle Zugänge verschlossener Einsicht klopfen: aber dir allein steht es zu, die Bitte zu erfüllen, und daß da sei, was gesucht, und daß sich öffne, woran gepocht wurde. Denn fühllos sind wir in einer Art von träger Stumpfheit, und zur Erkenntnis deines Wesens und deiner Eigenschaften werden wir durch die Schwachheit unseres Geistes innerhalb der zwangvollen Enge unserer Unwissenheit festgehalten. Doch die Bemühungen um deine Lehre befähigen uns zum Erfassen deiner göttlichen Erkenntnis, und über natürliche Fassungskraft hinaus erhebt der Gehorsam im Glauben.
Luk. 11, 9. ↩
