18. Vergleichung der Wassermühle und der Seele.
Die Thätigkeit des Herzens wird nicht unpassend mit den ihr ähnlichen Mühlen verglichen, welche die rasche Strömung der Wasser wälzt in kreisendem Schwung. Diese freilich können keineswegs abstehen von ihrem Werk, da der Andrang des Wassers sie umgibt; aber es steht in der Macht des Geschäftsführers, ob er Weizen male, ob er Gerste oder Trespe 1 zermalme; denn ohne Zweifel muß ja das gemahlen werden, was von Demjenigen aufgelegt wurde, dem die Sorge für dieß Geschäft übertragen worden. So wird auch der Geist, der rings umtobt ist von dem Dränge des gegenwärtigen Lebens, wo von allen Seiten die Ströme der Versuchungen heranstürzen, nicht frei sein können von der Brandung der Gedanken; welche er aber zulassen oder sich erwecken solle, dafür wird er eben mit strebendem und eifrigem Fleisse sorgen. Denn wenn wir nach dem oben Gesagten beständig zu der Betrachtung der heiligen Schriften zurückeilen und unser Gedächtniß erheben zu der Erinnerung an geistige Dinge, zu dem Verlangen nach Vollkommenheit und zu der Hoffnung der künftigen Seligkeit, so ist die nothwendige Folge, daß die hiedurch entstehenden geistigen Gedanken den Geist in dem verweilen lassen, worüber wir nachgedacht haben. Wenn wir aber, von Trägheit und Nachläßigkeit überwunden, uns mit müßigen Schwätzereien und Lastern abgeben oder uns in weltliche S. a312 Geschäfte und unnütze Sorgen verwickeln, so wird folgerichtig Etwas wie eine gewisse Art Unkraut entstehen und eine unserm Herzen verderbliche Wirksamkeit nahe legen; dann wird nach einem Ausspruch unsers Herrn und Erlösers nothwendig unser Herz dort weilen, wo der Schatz unserer Werke oder unserer Meinung ist.
Ein Unkraut. ↩
