19. Von den drei Quellen unserer Gedanken.
Das müssen wir in der That vor Allem wissen, daß es drei Quellen unserer Gedanken gebe, da sie von Gott, vom Teufel und von uns selbst kommen können. Von Gott nun, sind sie, wenn er, um uns zu einem höhern Fortschritt aufzurichten, sich würdigt, uns mit der Erleuchtung des hl. Geistes heimzusuchen, und uns mit gar heilsamer Zerknirschung straft, wenn wir in Etwas zu wenig erzielt haben oder lässig strebend überwunden worden sind; oder auch, wenn er uns himmlische Geheimnisse ausschließt und unsern Vorsatz und Willen zu bessern Handlungen wendet, wie damals. als König Assuerus, 1 vom Herrn gestraft 2, sich angetrieben fühlte, die Jahrbücher nachzusehen, durch die er an die Verdienste des Mardochäus erinnert wurde, den er nun auf die höchste Stufe der Ehre erhob und den so grausamen Befehl, das jüdische Volk hinzumorden, sogleich zurückrief. — Von derselben Quelle redet der Prophet, wenn er erwähnt: 3 „Ich will hören, was Gott der Herr in mir spricht.“ Auch ein Anderer sagt: „Und es sprach der Engel, der in mir redete.“ 4 So ist es ferner, wenn der Sohn Gottes verspricht, 5 er werde zugleich mit dem Vater kommen und Wohnung bei uns nehmen. Und wieder sagt er: 6 „Nicht ihr seid es, die da reden, sondern der Geist eueres Vaters ist es, der in euch redet.“ Und das S. a313 Gefäß der Auserwählung 7 sagt: „Suchet ihr eine Probe dessen, der in mir redet, Christi?“ — Vom Teufel aber kommt die Gedankenreihe, wenn er uns zu stürzen sucht sowohl durch den Reiz der Laster, als durch heimliche Nachstellungen, indem er mit der feinsten Schlauheit trügerisch das Böse als gut zeigt und sich für uns in einen Engel des Lichtes verwandelt. Oder auch, wenn der Evangelist berichtet: „Und nach dem Mahle, als der Teufel es schon dem Judas in’s Herz gegeben hatte, daß er den Herrn verrathe;“ und wieder: „Nach dem Bissen fuhr der Satan in ihn.“ Auch Petrus sagt zu Ananias: 8 „Warum hat Satan dein Herz versucht, dem hl. Geiste zu lügen?“ So lesen wir auch im Evangelium, und lange vorher war es gesagt durch den Prediger: 9 „Wenn der Geist des Gewaltigen wider dich aufsteht, so weiche nicht von der Stelle!“ Ferner wird im dritten Buche der Könige gegen Achab 10 im Namen eines unreinen Geistes zu Gott gesagt: „Ich werde ausgehen und ein Lügengeist sein im Munde aller seiner Propheten.“ Von uns aber stammen die Gedanken, wenn wir in natürlicher Weise an Das denken, was wir thun oder gethan oder gehört haben. Von solchen sagt der hl. David: 11 „Ich denke der alten Tage und erwäge sinnend die Jahre der Urzeit; ich überlege Nachts in meinem Herzen und mühe mich ab und reinige meinen Geist.“ Und wieder: 12 „Der Herr kennt die Gedanken der Menschen, daß sie eitel sind.“ Im Evangelium aber sagt der Herr zu den Pharisäern: 13 „Was denkt Ihr Böses in eueren Herzen?“
