Kapitel XIX. Von dem Glaubensbekenntnis, das die Bischöfe des Ostens an die in Italien gesandt haben, genannt das lange Glaubensbekenntnis.
Nachdem etwa drei Jahre seit den oben geschilderten Ereignissen vergangen waren, versammelten sich die Bischöfe des Ostens erneut zu einer Synode und verfassten eine andere Form des Glaubensbekenntnisses, die sie durch die Hände von Eudoxius, damals Bischof von Germanien, und Martyrius und Macedonius, der Bischof von Mopsuestia in Zilizien war, an die Italiener weitergaben. Dieser Ausdruck des Glaubensbekenntnisses, der in längerer Form geschrieben wurde, enthielt viele Ergänzungen zu denen, die ihm vorausgegangen waren, und wurde mit diesen Worten wiedergegeben:
Wir glauben an einen Gott, den allmächtigen Vater, den Schöpfer und Erschaffer aller Dinge, nach dem das ganze Geschlecht im Himmel und auf Erden benannt ist, und an seinen eingeborenen Sohn Jesus Christus, unseren Herrn, der vor aller Zeit aus dem Vater gezeugt ist, Gott von Gott, Licht vom Licht, durch den alles, was in den Himmeln und auf Erden ist, sichtbar und unsichtbar, gemacht ist, der das Wort und die Weisheit und die Kraft und das Leben und das wahre Licht ist: der in den letzten Tagen um unseretwillen Mensch geworden und von einer heiligen Jungfrau geboren ist; der gekreuzigt wurde und gestorben ist und begraben wurde und auferstanden ist von den Toten am dritten Tage und aufgefahren in den Himmel und sitzt zur Rechten des Vaters und wird kommen zur Vollendung der Zeiten, zu richten die Lebenden und die Toten und zu geben einem jeglichen nach seinen Werken: Sein Reich währt von Ewigkeit zu Ewigkeit; denn er sitzt zur Rechten des Vaters, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen. Wir glauben auch an den Heiligen Geist, das heißt an den Tröster, den der Herr nach seiner Himmelfahrt seinen Aposteln gemäß seiner Verheißung gesandt hat, um sie zu lehren und ihnen alles ins Gedächtnis zu rufen, durch den auch die Seelen derer geheiligt werden, die aufrichtig an ihn glauben. Diejenigen aber, die behaupten, der Sohn sei aus etwas nicht Vorhandenem oder aus einer anderen Substanz und nicht aus Gott gemacht worden, oder es habe eine Zeit oder ein Zeitalter gegeben, in der er nicht existiert habe, werden von der heiligen katholischen Kirche als Fremde betrachtet. Die heilige und katholische Kirche verwirft auch diejenigen, die sagen, dass es drei Götter gibt, oder dass Christus nicht Gott vor allen Zeiten ist, oder dass er weder Christus noch der Sohn Gottes ist, oder dass dieselbe Person Vater, Sohn und Heiliger Geist ist, oder dass der Sohn nicht gezeugt wurde, oder dass der Vater den Sohn nicht durch seinen eigenen Willen oder Wunsch gezeugt hat. Es ist auch nicht sicher zu behaupten, dass der Sohn sein Dasein aus Dingen hatte, die nicht waren, da dies nirgends in den göttlich inspirierten Schriften über ihn erklärt wird. Es wird auch nicht gelehrt, dass er sein Wesen aus irgendeiner anderen vorbestehenden Substanz außer dem Vater hatte, sondern dass er wahrhaftig von Gott allein gezeugt wurde; denn das göttliche Wort lehrt, dass es ein einziges ungezeugtes Prinzip ohne Anfang gibt, den Vater des Christus. Diejenigen aber, die unberechtigterweise mit der Schrift behaupten, es habe eine Zeit gegeben, in der er nicht gewesen sei, sollen sich keine vorgängige Zeitspanne vorstellen, sondern Gott allein, der ihn ohne Zeit gezeugt hat; denn durch ihn sind sowohl Zeiten als auch Zeitalter entstanden. Doch darf man nicht meinen, daß der Sohn mit dem Vater mitgeboren oder mitgezeugt sei; denn es gibt eigentlich keinen Vater für Mitgeborene oder Mitgezeugte. Wir wissen aber, daß der Vater allein, da er ursprünglich und unbegreiflich ist, unaussprechlich und unbegreiflich alle gezeugt hat, und daß der Sohn vor den Zeiten gezeugt wurde, aber nicht ungezeugt ist wie der Vater, sondern einen Anfang hat, nämlich den Vater, der ihn gezeugt hat, denn "das Haupt Christi ist Gott ". Wenn wir nun nach der Schrift drei Dinge oder Personen anerkennen, nämlich die des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, so machen wir deshalb nicht drei Götter; denn wir wissen, daß es nur einen in sich vollkommenen, ungezeugten, ursprünglichen und unsichtbaren Gott gibt, den Gott und Vater des Einziggezeugten, der allein aus sich selbst besteht und allein allen anderen Dingen das Dasein in Fülle gibt. Aber auch wenn wir behaupten, dass es nur einen Gott gibt, den Vater unseres Herrn Jesus Christus, des Einziggezeugten, leugnen wir deshalb nicht, dass Christus Gott vor den Zeitaltern ist, wie es die Anhänger des Paulus von Samosata tun, die behaupten, dass er nach seiner Menschwerdung durch Erhöhung vergöttlicht wurde, da er von Natur aus nur ein Mensch war. Wir wissen zwar, dass er seinem Gott und Vater untertan war; dennoch ist er von Gott gezeugt und von Natur aus wahrer und vollkommener Gott und wurde nicht nachträglich aus dem Menschen zum Gott gemacht, sondern wurde um unseretwillen aus Gott zum Menschen gemacht und hat nie aufgehört, Gott zu sein. Wir verabscheuen und verfluchen auch diejenigen, die ihn fälschlich für das bloße wesenlose Wort Gottes halten, das nur in einem anderen existiert, sei es als das Wort, das ausgesprochen wird, sei es als das Wort, das im Geist erdacht wird, und die behaupten, er sei vor den Zeiten weder der Christus, der Sohn Gottes, der Mittler, noch das Bild Gottes gewesen, sondern er sei der Christus und der Sohn Gottes geworden, seit er vor etwa vierhundert Jahren unser Fleisch von der Jungfrau angenommen hat. Denn sie behaupten, daß Christus von dieser Zeit an den Anfang seines Reiches hatte und daß es nach der Vollendung aller Dinge und dem Gericht ein Ende haben wird. Solche Leute wie diese sind die Anhänger des Marcellus und Photinus, die Ancyro-Galatianer, die unter dem Vorwand, seine Souveränität zu begründen, wie die Juden die ewige Existenz und Gottheit Christi und die Ewigkeit seines Reiches beiseite schieben. Aber wir wissen, dass er nicht einfach das Wort Gottes durch Äußerung oder gedankliche Vorstellung ist, sondern Gott, das lebendige Wort, das aus sich selbst besteht, und Sohn Gottes und Christi, der nicht nur durch seine Anwesenheit mit seinem Vater zusammenlebte und mit ihm vor den Zeitaltern verkehrte und ihm bei der Erschaffung aller Dinge, seien sie sichtbar oder unsichtbar, diente, sondern das substantielle Wort des Vaters und Gott von Gott war: Denn er ist es, zu dem der Vater sprach: "Lasset uns Menschen machen nach unserem Bild und Gleichnis ", der in seiner Person den Vätern erschienen ist, das Gesetz gegeben und durch die Propheten geredet hat; und da er endlich Mensch geworden ist, hat er seinen Vater allen Menschen offenbart und regiert bis in alle Ewigkeit. Christus hat keine neue Würde erlangt; wir glauben aber, dass er von Anfang an vollkommen und in allem seinem Vater gleich war; und diejenigen, die sagen, dass der Vater, der Sohn und der Heilige Geist ein und dieselbe Person sind, und die unvorsichtigerweise annehmen, dass die drei Namen ein und dieselbe Sache und Person bezeichnen, schließen wir mit Recht aus der Kirche aus, weil sie den Vater, der unbegreiflich und unempfänglich für Leiden ist, durch die Inkarnation dem Begreifen und Leiden unterwerfen. Das sind diejenigen, die bei den Römern Patropassianer und bei uns Sabellianer genannt werden. Denn wir wissen, daß der Vater, der gesandt hat, in der Eigenart seiner eigenen unveränderlichen Gottheit geblieben ist; daß aber Christus, der gesandt wurde, die Ökonomie der Inkarnation erfüllt hat. Ebenso halten wir diejenigen, die unehrerbietig behaupten, Christus sei nicht durch den Willen und das Wohlgefallen seines Vaters gezeugt worden, und damit Gott eine unwillkürliche Notwendigkeit zuschreiben, die nicht der Wahl entspringt, als ob er den Sohn durch Zwang gezeugt hätte, für höchst pietätlos und der Wahrheit fremd, weil sie es gewagt haben, Dinge über ihn zu bestimmen, die mit unseren gewöhnlichen Vorstellungen von Gott unvereinbar sind und dem Sinn der göttlich inspirierten Schrift widersprechen. Denn da wir wissen, dass Gott selbständig und Herr über sich selbst ist, behaupten wir fromm, dass er den Sohn aus eigenem Willen und Wohlgefallen gezeugt hat. Und wenn wir auch ehrfurchtsvoll glauben, was über ihn gesagt wird: "Der Herr schuf mich am Anfang seiner Wege um seiner Werke willen ", so nehmen wir doch nicht an, dass er ähnlich wie die von ihm geschaffenen Geschöpfe oder Werke geschaffen wurde. Denn es ist pietätlos und widerspricht dem Glauben der Kirche, den Schöpfer mit den von ihm geschaffenen Werken zu vergleichen oder sich einzubilden, er habe dieselbe Art der Zeugung gehabt wie Dinge von ganz anderer Natur als er selbst; denn die heilige Schrift lehrt uns, daß der allein eingeborene Sohn wirklich und wahrhaftig gezeugt wurde. Auch wenn wir sagen, der Sohn sei aus sich selbst und lebe und bestehe in gleicher Weise wie der Vater, trennen wir ihn deshalb nicht vom Vater, als ob wir sie durch das Eingreifen von Raum und Entfernung in einem materiellen Sinne getrennt hielten. Denn wir glauben, daß sie ohne Medium und ohne Abstand miteinander verbunden sind und daß sie nicht voneinander getrennt werden können: der ganze Vater umarmt den Sohn, und der ganze Sohn ist mit dem Schoß des Vaters verbunden und ruht ewig in ihm. Da wir also an die vollkommene und heilige Dreifaltigkeit glauben und behaupten, dass der Vater Gott ist und dass der Sohn auch Gott ist, erkennen wir nicht zwei Götter an, sondern nur einen, wegen der Majestät der Gottheit und der vollkommenen Verschmelzung und Vereinigung der Reiche: Der Vater herrscht über alle Dinge im Allgemeinen und auch über den Sohn selbst; der Sohn ist dem Vater untertan, aber außer ihm herrscht er über alle Dinge, die nach ihm und durch ihn geschaffen wurden; und nach dem Willen des Vaters schenkt er den Heiligen die Gnade des Heiligen Geistes in Fülle. Denn die heiligen Orakel teilen uns mit, daß hierin der Charakter der Herrschaft besteht, die Christus ausübt.
Wir haben uns seit der Veröffentlichung unserer früheren Abhandlung genötigt gesehen, diese ausführlichere Darstellung des Glaubensbekenntnisses zu geben, nicht um einen eitlen Ehrgeiz zu befriedigen, sondern um uns von jedem seltsamen Verdacht bezüglich unseres Glaubens zu befreien, der bei denen bestehen mag, die unsere wahren Ansichten nicht kennen. Und damit die Bewohner des Westens sowohl die schamlosen Falschdarstellungen der heterodoxen Partei kennen, als auch die kirchliche Meinung der östlichen Bischöfe über Christus, die durch das unwidersprochene Zeugnis der göttlich inspirierten Schriften bestätigt wird, unter allen, die einen unbeirrten Geist haben.
