Kapitel XXII. Das Konzil von Sardica setzt Paulus und Athanasius wieder in ihre Ämter ein; und auf die Weigerung des Ostkaisers, sie zuzulassen, droht ihm der Kaiser des Westens mit Krieg.
Sowohl die in Sardica Versammelten als auch diejenigen, die in Philippopolis in Thrakien ein separates Konzil gebildet hatten, kehrten, nachdem sie jeweils das Erforderliche getan hatten, in ihre jeweiligen Städte zurück. Von da an war die westliche Kirche von der östlichen getrennt, und die Grenze der Gemeinschaft zwischen ihnen war der Berg Soucis, der die Illyrer von den Thrakern trennt. Bis zu diesem Berg herrschte, trotz der Glaubensunterschiede, unterschiedslose Gemeinschaft, aber jenseits dieses Berges gab es keine Gemeinschaft mehr. Das war der beunruhigende Zustand der Kirchen zu jener Zeit. Bald nach diesen Vorgängen informierte der Kaiser des Westens seinen Bruder Constantius über die Geschehnisse in Sardica und bat ihn, Paulus und Athanasius wieder in ihre Ämter einzusetzen. Da aber Constantius mit der Ausführung dieser Angelegenheit zögerte, schrieb der Kaiser des Westens erneut an ihn und stellte ihn vor die Wahl, entweder Paulus und Athanasius in ihre alte Würde wieder einzusetzen und ihnen ihre Kirchen zurückzugeben oder, falls er dies nicht tue, ihn als seinen Feind anzusehen und sofort Krieg zu erwarten. Der Brief, den er an seinen Bruder richtete, lautete wie folgt:
Athanasius und Paulus sind hier bei mir, und ich bin nach einer Untersuchung ganz sicher, dass sie um der Frömmigkeit willen verfolgt werden. Wenn du dich also verpflichtest, sie wieder in ihre Ämter einzusetzen und diejenigen zu bestrafen, die sie so ungerecht verletzt haben, werde ich sie zu dir schicken; solltest du dich aber weigern, dies zu tun, so sei versichert, dass ich selbst dorthin kommen und sie trotz deines Widerstands wieder in ihre Ämter einsetzen werde.
