Zweites Kapitel. Julius wird Cäsar, und geht nach Gallien.
S. 221 1. Konstantius ließ sich durch diese Gründe bewegen, und berief den Julian aus Athen, wo er mit den dortigen Philosophen Umgang pflegte, und seine Führer in allen Arten von Gelehrsamkeit übertraf. 2. Sobald er nun aus Griechenland nach Italien kam, so erklärte ihn Konstantius zum Cäsar, gab ihm seine Schwester Helena zur Gattin, 3. und schickte ihn den Völkern jenseits der Alpen zu. 4. Da er aber von Natur mistrauisch war, und niemals glaubte, daß Julian gutgesinnt und ihm treu seyn werde, so sandte er den Marcellus und Salustius mit ihm dahin ab, und vertraute ihnen, nicht dem Cäsar, die dortigen Einrichtungen an.
5. Nachdem nun Konstantius in Ansehung Julians diese Anstalten getroffen hatte, begab er sich selbst nach Pannonien und Mysien, machte auch hier Einrichtungen gegen die Quaden und Sarmaten, und wandte sich hinauf gegen den Orient, weil die Einfälle der Perser ihn zum Kampfe dahin riefen. ― 6. Indessen überstieg Julian die Alpen, und erschien bey den Gallischen Völkern, über die er gesezt war: die Barbaren aber sezten nichts desto minder ihre Einfälle ohne alle Furcht fort.1 S. 222 Eusebia bediente sich daher wieder der nämlichen Gründe, um den Konstantius zu bereden, daß er ihm die Verwaltung der dortigen Staatsgeschäfte überließ. ― [J. 357.] Was nun Julian von da an, sein ganzes Leben hindurch, verrichtete, haben Prosaiker und Dichter in dicken Büchern beschrieben, obgleich keiner derselben die Größe seiner Thaten erreichte. 8. Wer da will, darf nur alle seine Reden und Briefe vor sich nehmen, aus denen man zusammen lesen kann, was er in allen Ländern der Erde verrichtete. 9. Da sichs nun geziemt, die Ordnung der Geschichte nicht zu unterbrechen, so werden auch wir zu jedem Zeitpunkte seine Thaten kürzlich erzählen, besonders aber, was wir von den Andern unberührt finden.
Vermuthlich ließ J. sie absichtlich ihre Einfälle fortsetzen, damit seine Gönnerin Eusebia vorstellen könnte: Julian habe zu wenig Gewalt. ↩
