Zwölftes Kapitel. Weiteres Vorrücken Julians, und Uebergang über den Euphrat.
[J 363.] 1. Gegen Ende des Winters zog er das Heer zusammen, schickte es, wohl ausgerüstet, in Ordnung voraus, und verließ dann Antiochien, obgleich die Opfer nicht günstig waren: wie? übergehe ich, so gut ichs auch weiß.1 Am fünften Tage erreichte er Hierapolis, S. 245 wo alle, sowohl Streit- als Lastschiffe, die von Samosata und andern am Euphrat gelegenen Orten herabsegelten, sich versammeln sollten. Ueber diese sezte er den Hieräus, einen von den Anführern der Legionen, und schickte ihn voraus. 3. Er selbst weilte drei Tage zu Hierapolis, und rückte alsdann nach Batne, einer kleinen Stadt der Osdroener. 4. Hier kamen ihm alle Einwohner von Edessa entgegen, boten ihm eine Krone dar, und luden ihn, unter glückwünschendem Zurufe, in ihre Stadt ein. Er nahm die Einladung an, kam in ihre Stadt, gewährte ihr, was er konnte, und zog nach Karrhä. 5. Hier lagen nun zwei Wege vor ihm: der eine führte über den Fluß Tigris und die Stadt Nisibis in die Adiabenischen Satrapien; der andere über den Euphrat und Kirkesium, ein von dem Aborsas2 und dem Euphrat selbst umgebenes Kastell, an den Assyrischen Gränzen. 6. Indem nun der Augustus untersuchte, welchen Weg er zum Uebergange wählen sollte, kam Nachricht von dem Einfalle der Perser, welche die, den Römern unterworfenen Oerter durchstreiften. Das Heer wurde darüber bestürzt. 7. Als aber Julian erfuhr, es seyen vielmehr Räuber,3 die, wo sie könnten, plünderten, und sich dann zurückzögen, so beschloß er, in den Gegenden am Tigris hinreichende Besatzungen zurück zu lassen, damit S. 246 die Perser, wenn seine ganze Macht auf dem andern Wege das Persische Gebiete angriffe, der Stadt Nisibis und dem umliegenden ganzen Lande keinen Schaden unversehens zufügten, wenn sie ohne Hülfe wären. 8. Daher ließ er dorten achtzehntausend Schwerbewafnete, unter der Anführung des Sebastianus und Prokopius, zurück, er selbst gieng mit der ganzen Macht über den Euphrat, und ordnete das Heer bei ihm in zwei Abtheilungen, damit man dem Feinde, wo er sich blicken ließe, von allen Seiten widerstehen, und er das Vorliegende nicht ungestraft verheeren könnte.
