Zwei und vierzigstes Kapitel.
S. 76 1. Um eben dieselbe Zeit verbanden die übrig gebliebenen Scythen, stolz auf den bisher glücklichen Erfolg ihrer Einfälle, die Heruler, Peukiner1 und Gothen mit sich, und sammelten sich am Flusse Tyres (Dniester), der sich in das schwarze Meer ergießt. Hier erbauten sie sechs tausend Fahrzeuge,2 bemannten sie mit dreihundert und zwanzig tausend Kriegern und segelten über das Meer nach Tomi, einer ummauerten Stadt. 2. Abgetrieben von hier, sezten sie ihre Fahrt mit günstigem Winde fort bis Marcianopolis in Mysien, wo sie ans Land stiegen. 3. Auch hier schlug ihre Absicht fehl, welches sie nöthigte weiter zu seegeln. S. 77 An der Meerenge des Propontis aber vermochten ihre Schiffe nicht die Schnelligkeit des Stroms auszuhalten; sie stießen an einander, die Steuermänner verloren ihre Steuer, und die Schiffe trieben unordentlich herum. Der Erfolg hiervon war, daß einige ihrer Schiffe mit der Mannschaft zu Grunde giengen; 4. andere ihrer Besatzung beraubt ans Land trieben; überhaupt aber eine große Menge Menschen und Fahrzeuge vernichtet wurden.
Zosimus giebt ihren Namen Peucen an; es ist aber entschieden, daß Peucinen der wahre und richtige ist, denn so heißen die Einwohner der Insel Peuca an der Mündung der Donau, mit welchen bei ihrem Streifzuge die Trutunger, Heruler und andere Völker deutschen [germanischen] und sarmatischen Ursprunges sich vereinigten. Anmerk. des H. Hofr. Heyne. ↩
Die Zahl der Fahrzeuge geben Trebellius Pollio K. 8 und Ammianus Marcellin. B. 31. K. 5. auf zwei tausend an; in der Menge der Krieger hingegen stimmen sie überein. Cosaubonus wagt daher, um die verschiedene Angabe wegzubringen, eine leichte Veränderung im Texte des Zosimus, indem er statt ἑξακισχίλια [hexakischilia] lieset er δισχίλια [dis-chilia]. 6000 Schiffe sind viel; aber zur Fortbringung von solch einer Menge vielleicht kaum hinreichend. ↩
