Ein und sechzigstes Kapitel.
1. Auf den Bericht hiervon lenkte Aurelianus augenblicklich um nach dem Orient, kam zu großer S. 97 Bestürzung des Volks, welches gerade ein Pferderennen hielt, und ihn gar nicht erwartete, nach Antiochien, und gieng von da nach Palmyra. 2. Die Stadt nahm er ohne Schwerdtstreich ein, und zerstörte1 sie; den Antiochus aber achtete er zu gering, als daß er ihn bestraft hätte. 3. Auch die unruhigen und zum Aufruhr geneigten Alexandriner brachte er in Geschwindigkeit zur Ordnung, und zog dann im Triumphe zu Rom ein, vom Volke und dem Senate mit großer Ehrenbezeugung empfangen. 4. Damals erbaute er der Sonne einen Tempel, und schmückte ihn aufs kostbarste mit den Weihgeschenken, welche er von Palmyra mitgebracht hatte; und stellte der Sonne und des Belus Bildnisse darinnen auf. 5. Darnach schaffte er mit leichter Mühe den Tetricus2 nebst andern Aufrührern bei Seite, und bestrafte sie nach S. 98 Verdienst. 6. Nunmehr theilte er auch öffentlich neues Geld aus, mit dem Befehle, daß das Volk alle falsche Münze einliefern solle; wodurch er den Handel von der Verwirrung befreite. 7. Außerdem bewies er dem Volke zu Rom seine Achtung durch eine Brodspende, und verließ, nachdem er alles in Ordnung gebracht hatte, Rom wiederum.
Tetricus war eigentlich Statthalter in Aquitanien gewesen, und hatte, nach des Postumus und Victorianus, zwei auf einander gefolgter Thronanmaßer in Gallien, Ermordung, auf Betrieb einer herrschsüchtigen Gallischen Frau, Victoria, den Kaisertitel angenommen, und einige Jahre über Gallien, Spanien und Britannien regiert, indessen Aurelian mit andern Feinden beschäftigt war. Endlich lieferte er, der mißlichen Lage müde, sich auf eine schlaue Weise dem auf seine Einladung gegen ihn ausgezogenen Aurelianus, nebst seinem Sohn selbst in die Hände; ward zwar auf unschickliche Weise in dem Triumphe zu Rom aufgeführt, endigte aber als Statthalter einer italienischen Provinz im Frieden und Schooß der Ruhe sein Leben.
Palmyra oder Tadmor war in einer Sandwüste Arabiens, mitten in einer an Palmbäumen reichen Lage, zwischen dem römischen und parthischen Staate durch die indischen Karavanen zu einer reichen und blühenden Stadt aufgewachsen. Ihre großen und schönen Palläste sind durch die Beschreibung der noch übrigen herrlichen Ruinen, welche wir den reisenden Engländern Wood und Dawkins verdanken, berühmt. Jezt ist Palmyra ein Dorf von etwa vierzig Einwohnern, deren Hütten im Hofe eines prächtigen Tempels stehen. ↩
Die kurz vorher bemerkten Unruhen in Alexandrien, zielen auf die Rebellion des Firmus, eines stolzen und reichen Papierhändlers in Aegypten, welcher Alexandrien wegnahm, den Kaisertitel sich beilegte, und alle Regierungszeichen annahm. Er ward besiegt und umgebracht. ↩
