6.
S. 123 Auch wenn sie (= die Seele) die Gnade empfängt, selbst dann ist viel Einsicht und Unterscheidung nötig. Auch dies gibt Gott ihr, wenn sie ihn darum bittet, auf daß sie ihm wohlgefällig diene in dem Geiste, den sie empfängt, sich in keiner Hinsicht von der Bosheit überwältigen und täuschen, von Unwissenheit, Furchtlosigkeit und Leichtsinn verführen lasse und der Ordnung des Herrenwillens zuwiderhandle. Denn Strafe, Tod und Trauer würden einer solchen Seele warten. Das sagt auch der göttliche Apostel: „[Ich züchtige meinen Leib,] damit ich nicht etwa, nachdem ich andern gepredigt habe, selbst verworfen werde“1. Siehst du, wie er Furcht hatte, er, der doch ein Apostel Gottes war? Darum laßt uns Gott bitten, daß wir den „Dienst des Geistes“ nach seinem Willen vortrefflich verrichten, wir alle, die der Gnade Gottes teilhaftig geworden, und nicht in verächtlicher Gesinnung dahinleben. Wenn wir so ihm wohlgefällig leben und in geistigem Dienste ihm nach seinem Willen dienen, dann werden wir „das ewige Leben empfangen“2.
