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S. 119 Es lehrt diese Homilie ausführlich, wie sich die Seele in Heiligkeit, „Keuschheit“1 und Reinheit gegen ihren Bräutigam Christus Jesus, den „Heiland der Welt“2, verhalten muß. Sie enthält ferner einige sehr lehrreiche Fragen, z. B. ob bei der Auferstehung alle Glieder auferstehen, und unzählige andere über das Böse, die Gnade, die freie Selbstbestimmung und die Würde des Menschengeschlechtes.
Denken wir uns: Ein sehr reicher Mann, ein erlauchter König, findet an einer armen Frau, die außer dem eigenen Leibe nichts besitzt, Gefallen. Er verliebt sich in diese und hat die Absicht, sie zu seiner Braut und Gattin zu nehmen. Jene erweist nun ihrem Manne alles Wohlwollen und bewahrt die Liebe zu ihm. Sieh, so wird jene Arme und Dürftige, die nichts besitzt, Herrin des ganzen Besitzes ihres Mannes. Verletzt sie aber ihre Pflicht und Schuldigkeit, führt sie sich im Hause ihres Mannes ungeziemend auf, so wird sie mit Schmach und Schande fortgejagt und greift mit beiden Händen an den Kopf. So ist es auch im Gesetze Moses3 betreffs eines unbotmäßigen Weibes, das seinem Manne nicht nützt, angedeutet. Und dann erfaßt sie tiefste Trauer und Betrübnis, wenn sie bedenkt, welch einen Reichtum sie verloren, welch eine Herrlichkeit sie verscherzt. Sie ist verachtet wegen ihrer Torheit.
