7. Bischof Palladius
Als der Tag des Herrn kam, ging der König zur Kirche, um der Feier der Messe beizuwohnen. Unsere Brüder und Mitbischöfe, die zugegen waren, hatten dem Bischof Palladius überlassen, den Gottesdienst abzuhalten. Als er jedoch den Text aus dem Propheten begann(2), fragte der König, wer es wäre. Und als man ihm sagte, Bischof Palladius habe soeben angefangen, wurde der König zornig und sprach: „Wie? der S. 261 gegen mich immer treulos und meineidig war, der soll jetzt die heiligen Worte verkünden! Ich werde sofort diese Kirche verlassen, daß ich nicht meinen Feind hier predigen höre." Und da er dies sagte, schickte er sich an, die Kirche zu verlassen. Darauf gerieten die Bischöfe über die Demütigung ihres Bruders in große Bestürzung und sprachen zum Könige: „Wir sahen ihn ja bei deinem Mahle und daß du selbst den Segen von seiner Hand empfingst, und warum weist ihn jetzt unser Herr und König zurück? Hätten wir gewußt, daß du ihn haßtest, wir hätten gewiß statt seiner einen ändern erwählt, dies Amt zu versehen. Jetzt aber, wenn es dir beliebt, möge er den Gottesdienst abhalten, wie er ihn begonnen hat; in der Folge soll er, wenn du ihm etwas vorzuwerfen hast, nach der Strenge der Kirchengesetze gerichtet werden." Schon hatte sich auch Bischof Palla-dius unter großer Demütigung in die Sakristei zurückgezogen. Darauf aber befahl der König ihn zurückzurufen, und so brachte er den Gottesdienst zu Ende, wie er ihn begonnen hatte. Als jedoch Palladius und Berthramn abermals zum Mahle des Königs gezogen wurden, fingen sie miteinander Streit an und machten sich gegenseitig wegen Ehebruchs und Unzucht(1) viele Vorwürfe, auch Meineid legten sie einander zur Last. Darüber lachten viele, manche aber, die weiter sahen, beklagten, daß zwischen den Bischöfen des Herrn so das Unkraut des Teufels wuchere. Darauf nahmen beide ihren Abschied vom Könige, stellten aber zuvor Bürgschaft und Geiseln, daß sie am 23. Oktober zur Synode erscheinen würden.
