6. Von dem Unglück zweier Brüder wegen Mangels an Klugheit.
Was soll ich sagen von jenen zwei Brüdern, welche jenseits jener Wüste von Thebais wohnten, wo einst der hl. Antonius gewohnt hatte, und die in doch gar zu wenig vorsichtiger Überlegung beschlossen hatten, bei einer Reise durch die ausgedehnte Öde der Wüste durchaus keine Speise zu nehmen, ausser die ihnen der Herr selbst bieten würde? Als sie nun dahin irrten durch die Wüste und fast verschmachteten vor Hunger, wurden sie von ferne von einigen Maziken erblickt, welcher Volksstamm unmenschlicher und grausamer ist als fast alle wilden Völker denn es reizt sie zum Blutvergießen nicht wie andere Stämme die Begierde nach Beute, sondern nur die Wildheit ihres Herzens. Als ihnen nun diese gegen die Natur ihrer Wildheit mit Broden entgegenkamen, da nahm sie der eine, dem die Klugheit zu Hilfe kam, als von Gott gereicht mit Freude und Danksagung an, da er glaubte, diese Speise werde ihm von Gott gegeben, und es sei nicht ohne Gott geschehen, daß diese, die sich stets an dem Blute der Menschen weiden, den Schmachtenden und fast Vergehenden Lebensmittel reichten; der andere aber, der die Speise als von Menschen angeboten zurückwies, starb vom Hunger aufgerieben. Obwohl S. a332 diese nun mit einer tadelnswerthen Ansicht begannen, so hat doch Einer, da ihm die Besonnenheit noch kam, das, was er leichtsinnig und unvorsichtig beschlossen hatte, zuletzt, wie wir sahen, gebessert; der Andere aber, in seinem thörichten Wahne verharrend und aller Klugheit unfähig, hat sich selbst den Tod zugefügt, den der Herr abwenden wollte, da er nicht einmal glauben wollte, es sei durch göttlichen Antrieb geschehen, daß herzlose Barbaren, der ihnen eigenen Wildheit vergessend, ihnen mit Brod statt mit den Schwertern entgegenkamen.
