17. Von dem unmäßigen Fasten und Wachen.
Ich erinnere mich nun, daß ich oft das Verlangen nach Speise so zurückdrängte, daß mir, wenn ich auch die Erfrischung zwei oder drei Tage aufgeschoben hatte, nicht einmal eine Erinnerung an jenes Essen den Geist mahnte; und wieder hatte ich auf Anfechtung des Teufels hin den Schlaf so sehr meinen Augen entzogen, daß ich dann mehrere Nächte und Tage Gott bitten mußte, er möge nur ein wenig Schlaf auf meine Lider gießen. Und schwerer fühlte ich mich nun gefährdet durch die Abneigung gegen Schlaf und Speise, als durch den Kampf gegen Schläfrigkeit und Eßlust. Wie wir also frühzeitig dafür sorgen müssen, daß wir nicht durch Verlangen nach leiblicher Lust in gefährliche Erschlaffung fallen und uns ja nicht herausnehmen, vor der festgesetzten Zeit uns Speise zu erlauben oder ihr Maaß zu überschreiten: so muß man doch die Erfrischung durch Speise und Schlaf zur erlaubten Zeit annehmen, selbst wenn man Abneigung dagegen hat. Denn beide Kämpfe entstehen durch das Treiben unseres Feindes, und S. a348 größere Verheerung richtet die ungeordnete Enthaltsamkeit an als die zu nachsichtige Sättigung. Von dieser nemlich kann man mittelst einer heilsamen Zerknirschung zum Maaße der Strenge sich erbeben, von jener nicht.
