9. Frage über die Erwerbung der wahren Klugheit.
Darauf sagte Germanus: Sowohl durch die Beispiele der Neuern als durch die Aussprüche der Alten ist mehr als genügend offenbar geworden, daß die Klugheit gewissermaßen die Quelle und Wurzel aller Tugenden sei. Wir wünschen also Unterricht, wie man sie erlangen müsse, oder wie man zu erkennen vermöge, welches die wahre, von Gott stammende und welches die falsche und teuflische sei, damit nach der evangelischen Parabel, welche du in der frühern S. a334 Abhandlung auseinandergesetzt hast, und die uns befiehlt, bewährte Wechsler zu werden, wir beim Anblick des der Münze aufgeprägten Bildes des wahren Königs zu entscheiden vermögen, was nicht in gesetzlicher Münzstätte geprägt sei, und damit wir Dieß, wie du mit einem vulgären Worte in der gestrigen Unterredung gesagt hast, als Paracharagme (falsche Münze) verwerfen, unterrichtet in jener Kunst, von der du in so ausführlicher und vollständiger Darstellung gezeigt hast, daß der geistige und evangelische Wechsler sie haben müsse. Denn was würde es uns nützen, den Werth dieser Tugend und Gnade zu kennen, wenn wir nicht wüßten, wie wir sie suchen und erlangen sollen?
