14.
„Da ging er in sich und sprach: Wie viele Tagelöhner im Hause meines Vaters haben Brot im Überflusse, während ich hier vor Hunger umkomme!“ 1 Fassen wir die Stelle bildlich auf, so verstehen wir unter den Tagelöhnern jene Juden, welche die Vorschriften des Gesetzes nur um des zeitlichen Vorteils willen beobachten. Sie sind gerecht und mitleidig nicht wegen der Gerechtigkeit oder wegen des Gutes der Barmherzigkeit an sich, sondern um von Gott den Lohn irdischer Fruchtbarkeit und eines langen Lebens zu erlangen. Wer aber darauf aus ist, den hält nur die Furcht zum Gehorsam gegen die Gebote an, damit er nicht wegen der Übertretung dessen, was angeordnet ist, der Güter, auf die sein Streben eingestellt ist, zu entbehren braucht. Aber wo die Furcht zu Hause ist, da kennt man keine Liebe. Die vollkommene Liebe schafft die Furcht beiseite. 2 Denn wer liebt, beobachtet die Gebote, nicht weil ihn die Furcht vor Strafe oder die nach Lohn treibt, sondern weil für ihn entscheidend S. b315 ist, daß das, was Gott anordnet, das Beste ist. Der Sinn der Stelle ist also folgender: „Wie viele Juden gibt es nicht, die bloß des zeitlichen Vorteiles wegen nicht ablassen vom Gehorsam gegen Gott, während ich vor Elend umkomme?“
