41.
Schenke mir ein wenig Aufmerksamkeit, dann wirst Du auch in dem Gleichnis, das ich zuletzt angeführt habe, die Ungerechtigkeit der gedungenen Tagelöhner verstehen! Wer in der ersten Stunde gedungen wurde, verdient größeren Lohn als der, welcher um die dritte Stunde in den Weinberg gesandt wird. Der Arbeiter der dritten Stunde wieder hat einen Vorzug vor dem Arbeiter der sechsten Stunde, der seinerseits wieder ein größeres Anrecht hat als der Arbeiter der neunten Stunde. Wie kommt es nun, daß alle gerade gegen den zuletzt gekommenen mißgünstig sind, während sie unter sich nicht die gleiche Gerechtigkeit verlangen? Du, der du in der neunten Stunde gedungen wurdest, warum bist du gerade auf den eifersüchtig, der um die elfte Stunde in den Weinberg geschickt wurde? Was du auch immer antworten, wie beharrlich du auf den Unterschied in der Arbeitsleistung hinweisen magst, um darzutun, daß du bei dem größeren Maße von Arbeit einen höheren Lohn verdient hast, befindest du dich denn nicht in gleicher Lage gegenüber dem, der zur sechsten Stunde kam? Und du, der du zur sechsten Stunde gedungen wurdest, bist dem Arbeiter der elften Stunde neidisch, weil er wie du einen Zehner, d.h. die gleiche Seligkeit erlangt hat, mag auch die Herrlichkeit der Seligkeit nach dem Maße der Arbeit verschieden sein. Den gleichen Anspruch gegen dich kann der in der dritten Stunde Berufene geltend machen, und diesem gegenüber gilt ein Gleiches für den Arbeiter der ersten Stunde. Obwohl sie nicht die gleiche Arbeit leisteten und ihre Berufung zu den verschiedensten Stunden vor sich ging, sind sie untereinander nicht neidisch und nehmen freudig den gleichen Lohn entgegen. Doch als der Arbeiter der elften Stunde gelöhnt wurde, d.h. S. b331 als die Berufung zum Heile an die Heiden erging, da werden sie unwillig und machen dem Herrn Vorwürfe. 1 Deshalb werden sie auch in allen Gleichnissen des Neides bezichtigt.
Matth. 20, 1 ff. ↩
