Nr. 8
Damit jedoch ferner nicht irgend Einer auch uns unüberlegt den Vorwurf errege, als glaubten wir, der von uns verehrte Gott sey männlichen Geschlechtes; nämlich um deßwillen, weil wir ihn beim Sprechen als männlich bezeichnen; so mag er bemerken, daß nicht das Geschlecht, sondern dem Gebrauch und der Vertrautheit der Redeweise gemäß, seine Benennung und Bedeutung ausgedrückt werde: denn nicht ist Gott männlichen Geschlechtes, sondern sein Name; was ihr in euerer Religion eben nicht sagen könnt: denn ihr seyd in euern Gebeten gewohnt, entweder: du bist Gott, oder: du bist Göttin, zu sprechen; welche Unterscheidungsformel darthut, daß ihr den Göttern das Geschlecht selbst der Verschiedenheit nach beilegt. Wir können also nicht veranlaßt werden, daß wir die Gottheit körperlich glauben: denn nothwendig, wenn männlich und weiblich, ist sie körperlich wegen dem auszeichnenden Geschlechtsunterschiede. Wer nämlich, auch geringerer Einsicht, weiß nicht, es sey von jenem Urheber der irdischen Wesen um keiner anderen Ursache willen der verschiedenartige Geschlechtszustand angeordnet und gestaltet worden, als damit durch die Einigung der Körper mittelst fortdauernder Erneuerung der Nachfolge das Vergängliche und Hinfällige andauere.
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