Nr. 42
Unbegrenzt und unermeßlich wäre das Unternehmen, jede einzelne Art zu durchgehen und offen die Schriften dazulegen, wie kein von euch gemuthmaßter oder geglaubter Gott zu finden sey, über welchen ihr nicht zweideutige Meinungen in tausendfältiger Verschiedenheit auszusagen wißt. Allein um der Kürze und des Ueberdrusses willen, mag genügen das Gesagte gesagt zu haben. Auch ist es allzu mühsam, so Vieles zusammen zu häufen, da aus dem Einen und Andern offenkundig sich ergiebt, daß es nicht fest stehe und daß von jenen Dingen, welche ihr behauptet, nichts gewisses zu sagen sey; außer ihr nehmt etwa an, selbst wenn wir der Persönlichkeit nach nicht wissen, wer die Laren, die Novensiles, die Penaten sind, so seyen sie doch gemäß der Uebereinstimmung der sie behauptenden Gewährsmänner und behaupteten ihre Art unter der Götterzahl. Und auf welche Weise wird man freilich wissen können, ob irgend ein Gott sey, wenn man nicht weiß, was er sey? oder wie mag die Anforderung um Wohlthaten selbst wirksam seyn, wenn unerforscht, ungewiß ist, wer bei jedem Fall zum Rathe herbeigerufen werden müsse? denn Jeder, der irgend einer Gottheit Bescheid zu erlangen sich bemüht, muß nothwendig wissen, wen er anflehe, von wem er verlange und Hülfe in menschlichen Dingen und Nöthen fordere. Um so mehr, da ihr selbst darthut, sowohl daß nicht alle Götter Alles gewähren können, als auch daß man durch verschiedenartige Gebräuche Zorn und Widerwille jedes Einzelnen sänftige.
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