Nr. 38
Wie also könnt ihr euerer Religion den Vollbestand der Kraft zusprechen, da ihr der Götter selbst wegen irrt? oder uns zu ehrwürdigen Diensten einladen, da ihr uns nichts gewisses über die Erfahrung dieser Gottheiten lehrt? Um nämlich von den in der Mitte angeführten Gewährsmännern zu schweigen, so tilgt und vernichtet jener erste sechs Musen, ist bestimmt, daß ihrer neun seyen; oder jener letzte setzt sechs zu, die keine sind, da nur drei in Wahrheit lediglich bestehen; und dergestalt kann man weder wissen noch wahrnehmen, welche hinzugefügt, welche hinweggethan werden müssen; wie auch die Annahme der Religion selbst Gefahr läuft, entweder was nicht ist verehrend oder was etwa ist übergehend. Piso glaubt, die Novensiles genannten Götter, im Sabinerland bei Trebia aufgestellt, seyen neun an der Zahl. Granius hält sie für die Musen, mit Aelius übereinstimmend. Die Neunzahl giebt Varro an, weil diese immer für die bedeutungsvollste und mächtigste bei Dingen der Begeisterung gehalten werde. Als Vorsteher der Neuheiten führt sie Kornificius an, weil mittelst ihrer Sorgfalt Alles in Neuheit wiederhergestellt werde und bestehe. Manlius bezeichnet sie als neun Götter, denen Jupiter allein die Erlaubniß gegeben haben soll, seine Blitze zu schleudern. Cincius nennt sie fremde Götter, die von ihrer Neuheit selbst her benannt worden: denn die Römer pflegten die Gottheiten überwundener Städte theils durch einzelne patrizische Familien, theils öffentlich verehren, und damit nicht irgend ein Gott der Menge oder S. 115 Unwissenheit wegen versäumt wurde, sie insgesammt unter dem Namen Novensiles anrufen zu lassen.
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