Nr. 9
Was sagen wir? Die Götter erzeugen? die Götter gebären? und um deßwillen haben sie die Zeugungsglieder, damit sie ihr Geschlecht ergänzen können und was die Vorzeit hinwegraffte durch neuentstehende Zeugung die sproßende Ergänzung ersetze? Wenn dieß also demgemäß ist, nämlich, wenn die oberen Götter zeugen und dergestalt des Geschlechtes sich S. 102 bedienen, wenn sie ferner unsterblich sind und der Frost des Alters sie nicht entkräftet, so folgt, daß Alles von Göttern erfüllt seyn müsse und derselben Menge die unzähligen Himmel nicht erfassen können: wenn anders dieselben fortwährend zeugen und durch Kinder der Kinder die vervielfältigste Unzahl immer sich mehrt. Oder aber ist, wie sich ziemt, die Schmach der Begattung den Göttern fern, welche Ursache und welcher Grund läßt sich angeben, warum jene Theile bezeichnet sind, durch deren Mahnen die Gescchlechter der eigenthümlichen Begierden wahrzunehmen pflegen? denn nicht wahrscheinlich ist, daß sie dieselben umsonst haben, oder daß die unvorsichtige Natur ihren Gebrauch nicht gewollt, so daß sie dieselben mit diesen Theilen begabte, deren sie sich nicht bedienen sollten: denn wie zu gewissem Gebrauche Hände, Füße, Augen und die übrigen Gliedmaßen, jedwedes zu seinem Dienst, geordnet sind, so gebührt sich zu glauben, daß auch diese Theile zu ihrer Dienstverrichtung bereitet worden seyen; oder man muß annehmen, es finde sich in den Körpern der Götter irgend etwas Unnützes, was umsonst und zwecklos gebildet ward.
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