Nr. 16
Wofern ihr nicht etwa sagt, die Götter befänden sich in anderen Formen, und nur des Anstandes wegen, wie auch um des Zeigens willen, zu äußerlicher Darstellung hättet ihr ihnen die sterbliche Gestalt beigelegt; was um Vieles schmachvoller ist, als irgend ein Irrthum aus Unwissenheit: denn bekanntet ihr, nach euerer Vermuthung Glauben die göttlichen Bildungen gegeben zu haben, so war der vorgefaßten Meinung Fehler ein geringeres Unrecht. Nun aber, da ihr Anders glaubt und Anders bildet, so behandelt ihr die schimpflich, welchen ihr beilegt, was sie nach euerm Bekenntniß nicht sind; und erweiset euch ferner als irreligiös, da ihr das von euch Gebildete verehret und nicht das, was ihr wirklich und wahrhaftig zu seyn annehmt. Hätten die Esel, die Hunde, die Schweine irgend eine menschliche Einsicht, könnten die bildenden Künste üben und wollten uns irgend einen Dienst erweisen, uns durch Weihungen von Statuen ehren; welche Zornesflammen, welche Stürme des Unwillens würden sie erregen, verlangten sie, unsere Bildnisse sollten die Formen ihrer Körper erhalten? Welche Zornesflammen, sage ich, würden sie auswerfen, anfachen, stünde der Stadtgründer Romulus mit einem Eselskopfe, der heilige Pompilius mit einem Hundskopfe da; wäre unter einer Saugestalt Kato's oder Markus Ciceros Name eingegraben? Werden euere Götter, wenn anders sie lachen, nicht also dergestalt euere Albernheit verlachen? oder aber, weil ihr annehmt, daß sie sich vom Zorne erregen lassen, nicht toben, wüthen; für solches Unrecht und derlei Schmach nicht sich rächen wollen; das auf euch herabschleudern, was der Zorn zu schleudern gewohnt ist, und die Widerwärtigkeit der Unfälle ersinnen? Wie viel besser gab man ihnen die Gestalt der Elephanten, der Panther, der Tiger, der Stiere und Pferde? denn was ist am Menschen schön, was, frage ich bewundernswerth, wofern nicht, wie ich weiß welcher Schriftsteller (Ennius nach Cicero de nat. deor. I, 35) gewollt, mit den Affen Gemeinschaft hat?
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