20. Ode
[Forts. v. S. 51 ] Ich bin ein Priester des Herrn, und ich leiste ihm priesterlichen Dienst, und ich bringe ihm dar das Opfer seines Gedankens; 2 denn sein Gedanke ist nicht wie (der Gedanke der) Welt, auch nicht wie (der Gedanke des) Fleisches, auch nicht wie (derer), die fleischlich schaffen. 3 Das Opfer des Herrn ist seine Gerechtigkeit und die Reinheit des Herzens und der Lippen. 4 Bringe deine Nieren dar ohne Tadel, und dein Inneres soll kein Inneres zwingen, und deine Seele soll keine Seele zwingen. 5 Du sollst keinen Fremdling erwerben um den Preis1 deiner Seele2 und auch nicht suchen, deinen Nachbar zu verzehren; 6 auch sollst du ihm nicht die Decke seiner Blöße rauben. 7 Ziehe aber an die Güte des Herrn ohne Neid und komme zum Paradiese und S. 52 mache dir eine Krone von seinem Baume 8 und setze sie auf dein Haupt und sei fröhlich und stütze dich auf seine Sanftmut, und Ehre wird vor dir hergehen. 9 Und du wirst empfangen von seiner Freundlichkeit und seiner Güte, und es soll dir wohlgehen in Wahrheit durch den Preis seiner Heiligkeit. Preis und Ehre seinem Namen! Hallelujah.
(Zu Ode 20.)
[Forts. v. S. 51 ] 1. Daraus, daß der Verf. hier das Priestertum in geistlichem Sinne faßt, folgt nicht, daß er das berufsmäßige Priestertum förmlich verwirft (s. seine Verehrung für den Tempel in Ode 4 und 6). 2. S. Joh. 14, 27. 3. „seine Gerechtigkeit“] „seine“ zu tilgen. 4 b. Richtet sich gegen die Gewalttätigkeit im Allgemeinen. S. zum Folgenden Exod. 22. 5. Es ist sachlich ein bedeutender Unterschied, ob man mit Harris „Silber“ statt „Seele“ einsetzt. Ein Grund für diese Correctur — nach ihr wäre die Sklaverei überhaupt verboten — liegt nicht vor. So wie der Text lautet, verbietet er die Erwerbung eines Sklaven nur, sofern sie seelenverderblich ist, weil der Fremdling für den Israeliten zum Verführer werden kann. Solche sittliche Ermahnungen, wie v. 4―6, sind in den Oden sonst nicht zu finden. 7. Vgl. Ode 11 und 1. — Selbst Harris erklärt zu diesem Psalm: „one could not say of it, taken by itself, that it was necessarily Christian; though its affinities are with Psalms that are definitely Christian “. Er hält ihn also doch für christlich; andererseits sagt er aber, der Verfasser könne wegen v. 1 f. und v. 5 ein Essener sein. Die Ode ist jüdisch.
