41. Ode
Es sollen den Herrn preisen alle seine Kinder und sollen S. 71 die Wahrheit seines Glaubens sammeln, 2 und seine Kinder werden ihm bekannt sein, darum wollen wir singen in seiner Liebe. 3 Wir leben in dem Herrn durch seine Gnade, und wir empfangen Leben in seinem Gesalbten; 4 denn ein großer Tag ist für uns angebrochen, und wunderbar ist er, der uns gegeben hat von seiner Herrlichkeit. 5 Laßt uns also alle miteinander uns vereinigen auf den Namen des Herrn und ihn ehren in seiner Güte, 6 und unser Antlitz soll leuchten in seinem Licht, und unsere Herzen sollen sinnen in seiner Liebe Nacht und Tag. 7 Laßt uns frohlocken vor Freude über den Herrn. 8 Es sollen staunen alle, die mich sehen, denn ich bin von einem andern Geschlecht, 9 denn der Vater der Wahrheit erinnerte sich meiner, er, der mich besessen hat von Anfang an. 10 Denn sein Reichtum hat mich erzeugt, und der Gedanke seines Herzens; 11 und sein Wort ist mit uns auf allen unsern Wegen. 12 Der Heiland, der lebendig macht und unsere Seelen nicht verstößt, 13 der Mann, der erniedrigt wurde und erhöht ward durch seine Gerechtigkeit, 14 der Sohn des Höchsten ist erschienen in der Vollendung seines Vaters, 15 und ein Licht ist aufgegangen aus dem Worte, das zuvor in ihm war. 16 Der Gesalbte ist in Wahrheit Einer, und er war bekannt vor Grundlegung der Welt 17 (als der), der die S. 72 Seelen errettet für ewig durch die Wahrheit seines Namens. Ein neues Loblied (soll erschallen) von denen, die ihn lieben. Hallelujah.
(Zu Ode 41.)
[Forts. v. S. 70 ] Dieser Psalm ist zum Teil sicher christlich; er ist auch in v. 1―7. 11 kein Ich-Psalm, sondern ein „Wir-Psalm“ und unterscheidet sich dadurch von den meisten anderen (wenn ich nichts übersehen habe, findet sich ein „Wir“ nur noch in 4, 9. 10; 6, 5. 6; 17, 15; 18, 7). Aber die Composition des Psalms spottet zwischen v. 7 u. 8 sowie zwischen 11 u. 12 jedes Zusammenhanges und außerdem ist v. 11 auch mit v. 10 unverbunden. Er ist also ein Cento. Die Verse 1―7. 11 gehören zusammen, und zwar bildet v. 11 (lies „denn“ statt „und“) das zweite Versglied zu v. 7. Die Verse 8 bis 10 gehören dem Sänger an, der die meisten Oden gedichtet hat, und sind als ein eingeschobenes Trümmerstück zu beurteilen; sie sind nicht messianisch, sollen aber im Zusammenhang messianisch verstanden werden. „Von einem anderen Geschlecht“ (v. 8), s. 17, 4; 28, 14, wo derselbe Gedanke ähnlich ausgedrückt ist (an das bekannte „tertium genus“ ist nicht zu denken). Er ist ein neuer Mensch; er ist „älter“ als die anderen (seine Präexistenz im gnädigen Ratschluß Gottes); man denke an „die neue Creatur“ des Paulus; aber hier spricht ein Jude. Dagegen beginnt mit v. 12 ein ganz christliches Stück, von dem man nur zweifeln kann, ob es ursprünglich für diese Stelle gedichtet ist. In v. 13 ist das Lehrstück von der Erniedrigung und Erhöhung ausgesprochen; in v. 15 steckt die Logoslehre, wenn auch nicht die hellenische, und nach v. 16 a tut es bereits not, die Einheit des Christus (wie Paulus I Kor. 9, 6, Ignat. ad Magn. 7 u. a.) zu behaupten. In v. 16 b (vgl. Johannes, bes. 17, 5) ist die Präexistenz Christi rund ausgesagt. Die Ode ist also eine Compilation aus drei Teilen 1―7. 11; 8―10; 12―17, von denen wohl nur der mittlere jüdisch ist. Zu v. 2 s. Joh. 10, 14. In v. 4 ist „der Tag“ nicht der Gerichtstag, sondern der bereits erlebte Tag der Erscheinung Christi. „Der Tag“ ist hier also anders zu verstehen als 15, 3. — Zu v. 6 s. Ps. 1, 2.
