Kapitel XXXVI. Von Marcellus, dem Bischof von Ancyra, und Asterius, dem Sophisten.
Die in Konstantinopel versammelten Bischöfe setzten aus diesem Grund auch Marcellus, den Bischof von Ancyra, einer Stadt in Klein-Galatien, ab. Ein gewisser Rhetoriker aus Kappadozien namens Asterius, der seine Kunst aufgegeben hatte und sich zum Christentum bekehrte, verfasste einige noch erhaltene Abhandlungen, in denen er die Dogmen des Arius lobte und behauptete, Christus sei die Kraft Gottes, so wie die Heuschrecke und der Palmenwurm von Moses als Kraft Gottes bezeichnet werden, und andere ähnliche Äußerungen. Asterius stand in ständiger Verbindung mit den Bischöfen, besonders mit denen, die die arianische Lehre nicht ablehnten; er besuchte auch ihre Synoden, in der Hoffnung, sich in das Bischofsamt irgendeiner Stadt einzuschleusen; aber es gelang ihm nicht, die Weihe zu erhalten, weil er während der Verfolgung geopfert hatte. So zog er durch die Städte Syriens und las öffentlich aus den Büchern, die er verfasst hatte. Als Marcellus davon erfuhr und seinem Einfluss entgegenwirken wollte, verfiel er in seinem Übereifer, ihn zu widerlegen, in den diametral entgegengesetzten Irrtum; denn er wagte zu sagen, wie der Samosatener, dass Christus nur ein Mensch sei. Als die damals in Jerusalem versammelten Bischöfe davon erfuhren, nahmen sie keine Notiz von Asterius, weil er nicht einmal in das Verzeichnis der geweihten Priester eingetragen war; aber sie bestanden darauf, dass Marcellus als Priester über das Buch, das er geschrieben hatte, Rechenschaft ablegen sollte. Als sie feststellten, dass er die Meinung des Paulus von Samosata vertrat, verlangten sie von ihm, dass er seine Meinung widerruft; und da er sich sehr schämte, versprach er, sein Buch zu verbrennen. Da aber der Bischofskonvent durch die Einberufung des Kaisers nach Konstantinopel in aller Eile aufgelöst wurde, befassten sich die Eusebianer bei ihrer Ankunft in dieser Stadt erneut mit dem Fall Marcellus; und da Marcellus sich weigerte, sein Versprechen zu erfüllen, sein unzeitgemäßes Buch zu verbrennen, setzten die Anwesenden ihn ab und schickten an seiner Stelle Basilius nach Ancyra. Außerdem schrieb Eusebius eine Widerlegung dieses Werkes in drei Büchern, in denen er dessen Irrlehre darlegte. Marcellus wurde jedoch später von der Synode in Sardica wieder in sein Bischofsamt eingesetzt, weil er versicherte, dass sein Buch missverstanden worden sei und er deshalb die Ansichten des Samosatene befürwortet habe. Aber darüber werden wir an der richtigen Stelle ausführlicher sprechen.
